Israëls E1-Projekt: Gefahr der Zersplitterung des Westjordanlands und Vorwurf kolonialer Vergehen

Israëls umstrittenes E1-Projekt sorgt international für Besorgnis, da es den zusammenhängenden Verlauf des Westjordanlands gefährden könnte. Kritiker verurteilen das Vorhaben als schwerwiegenden Akt der Siedlungspolitik mit weitreichenden Folgen für die Region.
Tl;dr
- Genehmigung für 3 400 Wohnungen in E1 bei Jerusalem.
- Internationale Kritik und Warnungen vor Folgen für Zweistaatenlösung.
- Palästinenser und NGOs sehen Annexion der Cisjordanie.
Internationales Echo auf neuen Siedlungsplan
Mit der Entscheidung vom 20. August 2025 hat die israelische Zivilverwaltung ein politisch heikles Signal gesetzt: In der umstrittenen Zone E1 östlich von Jerusalem soll ein großflächiges Wohnprojekt entstehen – konkret ist die Errichtung von mehr als 3 400 neuen Wohnungen vorgesehen. Die Nachricht über das Vorhaben hat umgehend weltweit Reaktionen ausgelöst, sowohl auf diplomatischer Ebene als auch bei zahlreichen Nichtregierungsorganisationen.
Scharfe Worte aus Politik und Gesellschaft
Insbesondere das internationale Echo ließ nicht lange auf sich warten. So betonte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, dass «die israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland internationales Recht verletzen und gegen UN-Resolutionen verstoßen». Auch in Europa meldeten sich politische Schwergewichte zu Wort: Der britische Außenminister David Lammy forderte einen Stopp des Projekts, während sein italienischer Amtskollege Antonio Tajani den Plan als «inakzeptabel» bezeichnete. Von südlicher Seite erinnerte Jordaniens König Abdallah II, dass «diese Maßnahmen die Zwei-Staaten-Lösung weiter gefährden und den Frieden erschweren».
E1 – Spaltpilz im Westjordanland?
Doch worum geht es eigentlich? Die Zone E1 schließt an die bestehende Siedlung Maalé Adoumim an, liegt nur wenige Kilometer von Jerusalem entfernt und umfasst rund zwölf Quadratkilometer. Die geplante Erweiterung hätte zur Folge, dass das palästinensische Gebiet faktisch zerschnitten würde. Beobachter sprechen deshalb von einem weiteren Schritt zur «schleichenden Annexion der Cisjordanie». Für viele NGOs könnte dies eine mögliche territoriale Kontinuität eines künftigen palästinensischen Staates endgültig verhindern.
Einige Expertinnen und Experten sowie Organisationen fassen die Befürchtungen so zusammen:
- Einschnitt in die geografische Verbindung palästinensischer Gebiete.
- Zunehmende politische Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern.
- Dauerhafte Auswirkungen auf Friedensverhandlungen.
Zweistaatenlösung am Scheideweg?
Während der palästinensische Außenminister scharfe Kritik an einem «Siedlungsverbrechen» übte, warnte die israelische NGO «La Paix maintenant», dieser Schritt könne «sich fatal auf Israels Zukunft und jede Hoffnung auf eine Zwei-Staaten-Lösung auswirken». Im Westjordanland leben nach wie vor rund drei Millionen Palästinenser neben ungefähr 500 000 israelischen Siedlern. Die Vereinten Nationen betrachten alle Siedlungen als völkerrechtswidrig. Die Umsetzung des Plans könnte somit nicht nur bestehende Konfliktlinien verschärfen, sondern auch langfristig das geopolitische Gleichgewicht in der Region beeinflussen – mit noch unabsehbaren Folgen für den Nahost-Friedensprozess.