Syrien: Gewalt gegen Drusen in Suwaida, israelische Luftangriffe und steigende Opferzahlen

In der syrischen Stadt Soueïda ist die Lage weiterhin angespannt: Die Drusen sind erneut von Angriffen betroffen, während israelische Luftschläge die Region erschüttern. Die Zahl der Todesopfer steigt angesichts der anhaltenden Gewalt kontinuierlich an.
Tl;dr
- Mindestens 300 Tote bei Kämpfen in Soueïda.
- Druzen zwischen Gewalt, Isolation und politischer Unsicherheit.
- Israël greift militärisch ein, will Schutz garantieren.
Kampf um Soueïda: Blutige Tage im Süden Syriens
In Soueïda, einer überwiegend drusischen Stadt im Süden von Syrien, sind die letzten Tage von heftigen Gewaltausbrüchen überschattet worden. Die Eskalation begann nach der Entführung eines drusischen Händlers durch Angehörige einer bewaffneten Beduinen-Stammesgruppe – ein Vorfall, der alte Feindseligkeiten zwischen den beiden Gemeinschaften wieder aufleben ließ. Nach Schätzungen des Observatoire syrien des droits de l’Homme (OSDH) kamen bereits mindestens 300 Menschen ums Leben.
Druzen im Kreuzfeuer: Zwischen Bedrohung und Isolation
Die Atmosphäre ist von Furcht geprägt; zahlreiche Berichte schildern «Exekutionen, Plünderungen und Brandstiftungen durch Regierungstruppen». Währenddessen verschärft sich der Druck auf die rund 700.000 Druzen, die etwa drei Prozent der syrischen Bevölkerung ausmachen. Nach dem Sturz des Regimes von Bachar al-Assad durch neue islamistische Machthaber unter Führung von Ahmad al-Chareh, wurden Truppen in und um die Stadt positioniert – offiziell zur Wiederherstellung der Ordnung. Jedoch mischten sich diese Kräfte direkt in die Kämpfe ein, unterstützt durch beduinische Milizen.
Zwei bedeutende drusische Gruppen – das «Mouvement des hommes de la dignité» und die «Brigade de la Montagne» – hatten zuvor angeboten, sich staatlichen Strukturen anzuschließen, allerdings nur bei lokaler Autonomie. Nach einem kurzen Waffenstillstand riefen religiöse Führer zum Abgeben der Waffen auf. Dennoch forderte der einflussreiche Scheich Hikmat al-Hejri seine Gemeinde schließlich zum Widerstand gegen eine angebliche «Kampagne barbare» auf.
Israël: Eingreifen mit doppeltem Boden?
Nicht zu übersehen ist der wachsende Einfluss eines weiteren Akteurs: Israël. Schon länger pflegt das Land Kontakte zu drusischen Gemeinschaften in der Grenzregion, bietet humanitäre Hilfe und gestattet Pilgerreisen – ganz ohne das bestehende Misstrauen vollständig auszuräumen. Nachdem mit dem Abzug syrischer Truppen gedroht wurde, griff Israel militärisch ein: Das Hauptquartier in Damaskus sowie mehrere Stellungen um Soueïda wurden bombardiert.
Das Ziel sei laut Premierminister Benyamin Netanyahou und Verteidigungsminister, «Sicherheit an der Grenze zu schaffen und Druzen vor Angriffen des syrischen Regimes zu schützen». Dennoch geben viele Drusen unumwunden an, dass für sie die Einheit Syriens Vorrang vor externer Unterstützung hat.
Zerbrechliches Gleichgewicht: Die Zukunft bleibt ungewiss
Es lässt sich kaum leugnen: Die jüngsten Unruhen verdeutlichen erneut, wie verletzlich das syrische Gefüge aus religiösen Gruppen und politischen Allianzen ist. Inmitten geopolitischer Interessen und religiöser Rivalitäten wirkt das Schicksal der Drusen zunehmend isoliert – ihr Platz im neuen Syrien bleibt unsicher.