Frühere Vorstandschefs von Teldafax wegen Insolvenzverschleppung verurteilt
Im Strafprozess um die spektakuläre Pleite des Billigstromanbieters Teldafax hat das Landgericht Bonn zwei Ex-Vorstandschefs am Mittwoch zu Bewährungsstrafen und Sozialstunden verurteilt. Die Richter sprachen sie der Insolvenzverschleppung schuldig.
Im Prozess um die spektakuläre Pleite des Billigstromanbieters Teldafax hat das Bonner Landgericht die beiden ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Klaus B. und Gernot K. am Mittwoch zu Bewährungsstrafen und Sozialstunden verurteilt. Die Richter sprachen sie nach Gerichtsangaben der Insolvenzverschleppung sowie der Verletzung von Buchführungspflichten schuldig.
Teldafax war im Juni 2011 zusammengebrochen. Die Pleite der Firma, die mit Vorkasse-Tarifmodellen arbeitete, gilt gemessen an der Gläubigerzahl als bisher größte Unternehmensinsolvenz der deutschen Geschichte. Zu Spitzenzeiten zählte Teldafax mehr als 700.000 Kunden.
Das Bonner Strafverfahren drehte sich dabei um die Frage, ob Teldafax bereits im Laufe des Jahres 2009 als insolvent einzustufen war. Die Richter sahen dies nach einer komplexen und langen Beweisaufnahme als erwiesen an. Die beiden Angeklagten hätten es unter Verletzung ihrer gesetzlichen Verpflichtungen damals allerdings unterlassen, die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim zuständigen Amtsgericht zu beantragen, erklärte das Gericht.
B. wurde daher zu einer Haftstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt, die jedoch zur Bewährung ausgesetzt wurde. Zwei Monate wurden wegen der langen Verfahrensdauer zudem abgezogen. Zusätzlich muss der ehemalige Top-Manager 300 Sozialstunden ableisten.
Für K. verhängten die Richter eine ebenfalls zur Bewährung ausgesetzte Strafe von elf Monaten. Auch davon gelten wegen der langen Verfahrensdauer zwei Monate bereits als verbüßt. K. muss darüber hinaus 180 Stunden in einer sozialen oder städtischen Einrichtung arbeiten.
Mit den verhängten Strafen blieb das Gericht leicht unter den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung der beiden Angeklagten hatte Freisprüche verlangt.
Ursprünglich hatte sich in dem Prozess auch noch der frühere Vorstand Michel J. verantworten müssen. Das Verfahren gegen ihn wurde aber gegen eine Zahlung von 20.000 Euro eingestellt.
Nach Angaben des Gerichts zog sich der Prozess wegen der komplexen Materie über insgesamt 109 Verhandlungstage. Um die damaligen Abläufe aufzuklären, mussten mehr als 1300 Urkunden in Form von Vertragstexten, Aktenvermerken, Firmenpräsentationen, Businessplänen, E-Mails, Beratungsprotokollen und Bilanzentwürfen ausgewertet werden. Darüber hinaus wurden mehr als 60 Zeugen vernommen – einige davon nach Gerichtsangaben mehrfach oder mehrere Tage lang.