Westen fordert starke Antwort auf mutmaßlichen Giftgasangriff in Syrien
Nach einem mutmaßlichen Giftgasangriff in Syrien dringen westliche Staaten auf eine starke Antwort. US-Verteidigungsminister Jim Mattis erklärte am Montag, nach dem Angriff auf die Rebellenbastion Duma würden die USA „nichts ausschließen“, Russland warnte jedoch vor voreiligen Schlüssen. Bereits in der Nacht zu Montag beschossen mutmaßlich israelische Kampfflugzeuge eine syrische Militärbasis, wobei 14 Menschen getötet wurden.
Dem mutmaßlichen Giftgasangriff auf die Stadt Duma waren am Samstag laut der Zivilschutzorganisation Weißhelme und der Hilfsorganisation Sams 48 Menschen zum Opfer gefallen, während mehr als 500 Menschen unter Atembeschwerden litten. Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) kündigte am Montag eine Untersuchung an, um die Vorwürfe zu prüfen.
Auch der UN-Sicherheitsrat wollte sich am Montag bei einer auf 21.00 Uhr MESZ verschobenen Sitzung mit dem Angriff befassen. Die USA legten dafür einen Resolutionsentwurf vor, der die Schaffung eines neuen „Mechanismus“ der UN zur unabhängigen Untersuchung von Chemiewaffenangriffen vorsieht. US-Präsident Donald Trump hatte der syrischen Regierung und ihren Verbündeten Russland und Iran gedroht, sie müssten einen „hohen Preis“ für einen Einsatz von Chemiewaffen zahlen.
Ähnlich wie Washington und Paris rief auch der britische Außenminister Boris Johnson zu einer „starken und robusten internationalen Antwort“ auf. In Berlin sagte Regierungssprecher Steffen Seibert, bei dem „Giftgaseinsatz deuten die Umstände auf die Verantwortlichkeit des Assad-Regimes hin“. Russland dürfe nicht länger eine Untersuchung von Chemiewaffeneinsätzen in Syrien blockieren.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte dagegen, russische Militärspezialisten hätten am angeblichen Angriffsort in Duma „keinerlei Spuren von Chlor oder einer anderen chemischen Substanz“ gefunden. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow warnte, es wäre „falsch und gefährlich“, ohne ausreichende Informationen Schlüsse zu dem Vorfall in Duma zu ziehen.
Russland hat wiederholt gewarnt, dass die Rebellen in Ost-Ghuta mit einer „Provokation“ versuchen könnten, eine ausländische Intervention herbeizuführen. Es gibt Vorwürfe, dass auch manche Rebellengruppen über Chemiewaffen verfügen. Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass den syrischen Regierungstruppen der Einsatz von Giftgas vorgeworfen wird. Insbesondere sollen sie bei einem Sarin-Angriff im August 2013 in Duma rund 1300 Menschen getötet haben.
Duma ist die letzte Bastion der Rebellen in Ost-Ghuta, nachdem die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad bei einer wochenlangen Offensive den Rest der Region bei Damaskus zurückerobert haben. Nach zwei anderen Rebellengruppen begann am Sonntag auch die Gruppe Dschaisch al-Islam mit dem Abzug ihrer verbleibenden Kämpfer aus Ost-Ghuta.
Die USA und Frankreich haben in der Vergangenheit wiederholt gedroht, einen weiteren Einsatz von Chemiewaffen in Syrien nicht hinzunehmen. Trump hatte bereits vor einem Jahr als Vergeltung für einen tödlichen Chemiewaffenangriff in der Kleinstadt Chan Scheichun einen syrischen Luftwaffenstützpunkt bombardieren lassen.
In der Nacht zu Montag trafen nun mehrere Raketen eine syrische Militärbasis. Sowohl die USA als auch Frankreich versicherten aber, dass sie nicht für den Angriff auf den Militärflughafen T-4 in der Provinz Homs verantwortlich seien. Die syrische Regierung und ihr Verbündeter Russland warfen Israel vor, hinter dem Luftangriff auf den Stützpunkt zu stecken.
Zwei israelische F-15-Kampfjets hätten den Stützpunkt in der Nacht mit acht Raketen attackiert, erklärte das russische Verteidigungsministerium. Die Raketen seien vom libanesischen Luftraum aus abgefeuert worden, ohne dass die israelischen Kampfjets in den syrischen Luftraum eingedrungen seien. Auch die syrische Armee machte Israel für den Angriff verantwortlich.
Bei dem Angriff wurden laut Aktivisten 14 Menschen getötet. Laut der iranischen Nachrichtenagentur Fars, waren darunter auch drei Iraner. Die israelische Armee verweigerte jeglichen Kommentar zu dem Angriff, doch hatte Israel erst im Februar die Basis T-4 bombardiert.