Seit der Antike bekannt : Die Erde ist kugelförmig
Die Vorstellung einer flachen Erde mag in der heutigen Zeit wieder an Popularität gewonnen haben, doch in der Antike und im Mittelalter hätte diese Theorie kaum Anklang gefunden. Bereits seit mehr als zwei Jahrtausenden ist die Kugelgestalt der Erde wissenschaftlich untermauert und kulturell verankert.
Pythagoras und Aristoteles als Wegbereiter
Die weitverbreitete Annahme, dass die Menschen der Antike die Erde zunächst als flache Scheibe sahen, wird durch historische Erkenntnisse widerlegt. Bereits die alten Ägypter und Griechen verfügten über erstaunliche Kenntnisse in Geometrie und Astronomie, die sie durch akribische Beobachtungen und Experimente gewannen.
Der griechische Philosoph Pythagoras (6. Jahrhundert v. Chr.) war einer der ersten, der die Sphärizität der Erde postulierte. Seine Annahme beruhte auf der Idee, dass die Kugel als geometrische Form Perfektion verkörpert. Einige Jahrhunderte später untermauerte Aristoteles diese Theorie durch konkrete Beweise. Er wies darauf hin, dass der erdöffene Schatten auf der Mondoberfläche während einer Mondfinsternis stets kreisförmig sei – ein klarer Hinweis auf die kugelförmige Natur unseres Planeten.
Mittelalterliches Wissen über die Kugelgestalt
Entgegen des verbreiteten Klischees, dass das Mittelalter eine Zeit des wissenschaftlichen Stillstands war, wurde die Kugelgestalt der Erde von Gelehrten nicht nur anerkannt, sondern auch gelehrt. So galt das Werk „De Sphaera Mundi“ von Johannes de Sacrobosco aus dem 13. Jahrhundert als Standardlehrbuch der mittelalterlichen Astronomie. Es war bekannt, dass die Erde rund ist, und diese Erkenntnis war Teil der Grundbildung gebildeter Menschen.
Die Seefahrten von Christoph Kolumbus und die erste Weltumsegelung durch Ferdinand Magellan und Juan Sebastián Elcano im 15. und 16. Jahrhundert gelten häufig als Beweis für die Kugelgestalt der Erde. Doch Experten betonen, dass diese Unternehmungen eher populäres Wissen festigten, als bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen zu liefern. Die Idee einer runden Erde war schon lange vorher unumstritten.
Warum die Theorie der flachen Erde keine Chance hatte
Heute scheint die Theorie der flachen Erde ein seltsames Comeback zu feiern. Umfragen zeigen, dass ein kleiner Prozentsatz der Menschen diese Vorstellung für möglich hält. Doch in der Antike und im Mittelalter hätten solche Ansichten keine Verbreitung gefunden.
François Nawrocki, ein Experte der Bibliothek Sainte-Geneviève, erklärt: „Die Vorstellung einer flachen Erde wäre damals undenkbar gewesen. Die wissenschaftlichen und kulturellen Beweise waren einfach zu überzeugend.“ Selbst wenn Fantasien wie die Vorstellung von menschenähnlichen Wesen mit Hundeköpfen in einigen mittelalterlichen Darstellungen vorkamen, blieb die Erde in Karten und Manuskripten stets als Kugel dargestellt.
Fazit: Wissen mit langer Tradition
Die Kugelgestalt der Erde ist kein modernes Konzept, sondern ein Wissen, das tief in der Geschichte verwurzelt ist. Von den Pythagoreern über Aristoteles bis zu den Gelehrten des Mittelalters: Der Gedanke, dass unser Planet eine perfekte Kugel ist, war für diese Menschen nicht nur eine wissenschaftliche Einsicht, sondern auch ein Ausdruck von Ordnung und Harmonie im Kosmos. Die heutige Wiederbelebung der flachen Erde mag faszinieren, ist aber letztlich nichts weiter als eine kurios anmutende Randerscheinung.