Game of Thrones: Eine der mächtigsten Figuren blieb überraschend blass

In der erfolgreichen Fantasy-Serie Game of Thrones blieb das Potenzial einer der mächtigsten Figuren weitgehend ungenutzt. Trotz ihrer Fähigkeiten erhielt diese zentrale Figur deutlich weniger Aufmerksamkeit als viele andere Charaktere der Handlung.
Tl;dr
Zwischen Anspruch und Umsetzung: Euron Greyjoy im Vergleich
Wer den Namen Euron Greyjoy hört, verbindet damit unweigerlich die Vorstellung von Macht, Bedrohung und einer düsteren Aura. In der Fernsehserie von HBO wurde dieser Charakter jedoch eher als schriller Pirat dargestellt – eine Entscheidung, die viele Leserinnen und Leser der Buchreihe „A Song of Ice and Fire“ bis heute irritiert.
Vielfältige Facetten des Machtanspruchs
Tatsächlich zeichnen die Romane von George R.R. Martin ein weit komplexeres Bild: Hier ist Euron Greyjoy ein Meister der Intrige, ausgestattet mit uneingeschränkter Autorität über die Eiseninseln, einer gefürchteten Kriegsflotte sowie verzweigten politischen Verbindungen. Seine zwielichtige Vergangenheit – darunter auch der Verkauf eines Dracheneis, um einen legendären Attentäter anzuheuern – bleibt im Fernsehen nahezu unerwähnt.
Mehrere Faktoren erklären diese Entscheidung:
Leider werden diese vielschichtigen Elemente in der Serie kaum berücksichtigt; stattdessen erscheint er dort vor allem als eigensinniger Abenteurer mit wenig Tiefgang.
Bösewicht zwischen Lovecraft und politischem Kalkül
Ein Blick in unveröffentlichte Kapitel wie „The Forsaken“ offenbart den eigentlichen Schrecken, den Euron Greyjoy verkörpert. Während sein Bruder Aeron in albtraumhaften Szenen gefoltert wird, entsteht das Bild eines beinahe übernatürlichen Antagonisten: Ein Schatten, der mehr mit den Alpträumen eines Lovecraft gemein hat als mit dem einfachen Seeräuber, der auf dem Bildschirm zu sehen war. Die Bücher lassen erkennen, welches Potential im Hintergrund lauerte – eine apokalyptische Gefahr für ganz Westeros.
Unverwirklichtes Potenzial und literarisches Erbe
Betrachtet man andere Gegenspieler wie den Nachtkönig, wird deutlich, dass zumindest einzelne Momente intensiver Präsenz möglich gewesen wären. Im Fall von Euron Greyjoy hingegen bleibt das Gefühl zurück, dass hier erzählerische Chancen vergeben wurden. Vielleicht liefert uns das lang erwartete „The Winds of Winter“ endlich jene facettenreiche Auseinandersetzung mit einem Bösewicht, wie sie die literarische Vorlage verdient hätte – und viele Zuschauer wie Leser noch immer erwarten.