Hitzewellen: Wie gefährlich sind hohe Temperaturen für die Jugend unserer Zellen?

Hitzewellen nehmen weltweit zu und gelten als ernstzunehmende Gesundheitsgefahr. Besonders betroffen könnten dabei unsere Zellen sein, deren Alterungsprozesse durch extreme Temperaturen beschleunigt werden könnten, warnen Wissenschaftler und Mediziner.
Tl;dr
Stille Gefahr: Wie Hitzewellen unsere Gesundheit bedrohen
Weniger spektakulär als Naturkatastrophen, doch nicht minder gefährlich – so beschreiben zahlreiche Wissenschaftler die Auswirkungen extremer Hitzewellen. Im Jahr 2023 zählte man allein in den USA rund 2.325 Todesfälle infolge großer Hitze. Diese sogenannten „stillen Killer“ erhöhen nicht nur akut das Risiko lebensbedrohlicher Situationen, sondern verschärfen zudem chronische Erkrankungen wie Kreislaufprobleme, Diabetes oder Asthma. Angesichts der stetigen Zunahme solcher Wetterextreme rücken deren gesundheitliche Langzeitfolgen verstärkt ins Blickfeld.
Schnelleres Altern durch wiederholte Hitzebelastung
Eine groß angelegte Studie aus Taiwan, die über 24.000 Erwachsene umfasste, brachte jüngst ein beunruhigendes Ergebnis ans Licht: Wiederkehrende Belastung durch hohe Temperaturen lässt das biologische Alter steigen – teilweise mit Auswirkungen ähnlich denen von Tabak- oder Alkoholkonsum. Nach mehreren Hitzewellen innerhalb von zwei Jahren kann sich das biologische Alter um bis zu elf Tage erhöhen. Anders als das Kalenderalter spiegelt dieses Maß den tatsächlichen Zustand von Zellen und Geweben wider und gilt als wichtiger Indikator für die Lebenserwartung sowie für die allgemeine Gesundheit.
Verschiedene Erklärungsansätze stehen zur Diskussion. Besonders im Fokus: Der Einfluss auf sogenannte Télomere, schützende Endabschnitte der Chromosomen. Ihre Verkürzung wird mit beschleunigtem Altern und erhöhter Sterblichkeit in Verbindung gebracht.
Wer ist am meisten gefährdet?
Besonders stark betroffen sind Menschen in ländlichen Regionen, Arbeiter ohne Zugang zu Kühlung sowie alle, die häufig unter freiem Himmel tätig sind. Wie Shweta Arya vom Center for Climate, Health and Equity erläutert: „Diejenigen, die körperlich arbeiten, erleben dauerhaften physiologischen Stress, was den Alterungsprozess zusätzlich beschleunigt.“
Mehrere Faktoren erklären diese erhöhte Verwundbarkeit:
Das verstärkt soziale Ungleichheiten und wirft die Frage nach einem gerechten Zugang zu Schutzmaßnahmen auf.
Prävention: Herausforderungen und innovative Ansätze
Eine kaum sichtbare Folge wiederholter Hitzeperioden zeigt sich darin, dass gerade ältere Menschen oder Personen mit chronischen Krankheiten seltener ärztliche Termine wahrnehmen – insbesondere bei extremer Hitze oder Kälte. Laut einer Publikation im American Journal of Preventive Medicine steigt bereits ab Temperaturen über 32°C die Zahl verpasster Arztbesuche signifikant an. Hier plädieren Experten wie Leah Schinasi, Professorin an der Universität Drexel, für einen gezielten Ausbau von Online-Medizinangeboten und eine stärkere Berücksichtigung von Hitzefolgen in medizinischen Empfehlungen.
Praktische Maßnahmen zum Schutz während Hitzewellen sind dennoch unersetzlich: Aufenthalte im Schatten während der Mittagsstunden, leichte Kleidung sowie regelmäßige Flüssigkeitszufuhr gehören zu den wichtigsten Empfehlungen – auch wenn sie vielen Berufsgruppen nur schwer möglich erscheinen.
Damit zeichnet sich ab: Die Anpassung an extreme Temperaturen wird immer mehr zur drängenden Aufgabe für Gesellschaft und Gesundheitssystem gleichermaßen.