Nasenspray aus dem Handel senkt COVID-Fälle im Test um über 60 Prozent

ADN
Ein rezeptfrei erhältliches Nasenspray hat in einer Studie die COVID-19-Fälle um rund zwei Drittel verringert. Die Ergebnisse lassen auf eine wirksame Präventionsmöglichkeit gegen das Coronavirus hoffen, wie aktuelle Forschungsergebnisse zeigen.
Tl;dr
- Azelastin-Nasenspray senkt COVID-19-Infektionsrate deutlich.
- Ohne Rezept weltweit leicht verfügbar und einfach anzuwenden.
- Weitere Studien sind für breite Empfehlungen nötig.
Ein altbekanntes Mittel im neuen Licht
Seit Jahren greifen Allergiker weltweit zu Nasensprays mit dem Wirkstoff Azélastine, um saisonale Beschwerden zu lindern. Überraschend rückt nun genau dieses Präparat in den Fokus der Forschung zur Bekämpfung von COVID-19. Ein Team um den Pneumologen Robert Bals an der Universität des Saarlandes hat eine viel beachtete klinische Studie vorgelegt, die neue Perspektiven eröffnet.
Klinische Studie liefert bemerkenswerte Resultate
Die Untersuchung schloss rund 450 Teilnehmer ein und teilte sie in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe nutzte den Azelastin-Spray dreimal täglich, während die andere lediglich ein Placebo erhielt. Die Resultate nach acht Wochen sprechen für sich: Nur 2,2 % der Anwender des Sprays infizierten sich mit dem SARS-CoV-2-Virus, verglichen mit 6,7 % bei den Probanden ohne Wirkstoff. Aus Sicht von Bals bedeutet das – vorsichtig formuliert – eine „drei Mal geringere Infektionsrate“ als bei der Kontrollgruppe. Zusätzlich stellten die Forscher fest, dass nicht nur symptomatische Fälle seltener auftraten, sondern auch generelle Atemwegsinfektionen und Infektionen mit dem Rhinovirus deutlich zurückgingen.
Zugang, Sicherheit und Grenzen des Sprays
Viele Patienten profitieren bereits von der unkomplizierten Verfügbarkeit: In mehr als 70 Ländern ist das Präparat rezeptfrei erhältlich und sein Sicherheitsprofil gilt als gut dokumentiert. Mehrere Faktoren erklären diese Attraktivität für spezielle Gruppen:
Trotz dieser Vorteile mahnen Fachleute wie das deutsche Forschungsteam jedoch zur Zurückhaltung: Noch sei es verfrüht, eine generelle Empfehlung auszusprechen.
Blick nach vorn: Forschungsbedarf bleibt hoch
Wie genau Azélastine die Ausbreitung von Viren im Nasen-Rachenraum hemmt, wird weiterhin diskutiert. Wissenschaftliche Hypothesen reichen von einer Blockade der Virus-Replikation bis hin zur Verhinderung der Anhaftung an die Schleimhaut. Klar ist: Gerade weil die Nasenschleimhaut als Eintrittspforte dient, könnte ein solcher Ansatz wertvolle Impulse liefern. Dennoch besteht Einigkeit darüber, dass größere und differenziertere Studien – vor allem mit gefährdeten Bevölkerungsgruppen – notwendig sind, um die ersten ermutigenden Ergebnisse zu untermauern.