Spanien erwägt, wegen Israels Teilnahme auf einen Start beim Eurovision Song Contest zu verzichten

Spanien erwägt einen Boykott des Eurovision Song Contest 2024, sollte Israel an dem Wettbewerb teilnehmen. Die Debatte um die Teilnahme Israels sorgt europaweit für Diskussionen und spaltet die Meinungen in der Musik- und Politikwelt.
Tl;dr
Spaniens Boykottdrohung stellt den Wettbewerb infrage
Der Streit um die Beteiligung von Israel am Eurovision Song Contest 2026 spitzt sich zu. Mitte September erklärte der spanische Kulturminister Ernest Urtasun überraschend deutlich: „Wir müssen sicherstellen, dass Israel nicht teilnimmt“. Sollte das nicht gelingen, so seine Forderung, werde Spanien selbst aus dem Wettbewerb aussteigen. Die Entscheidung wurde prompt von der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt RTVE bekräftigt: Falls das Land im Nahen Osten startberechtigt bleibt, bleibt Spanien dem Event fern.
Zunehmender Druck auch aus anderen Ländern
Nicht nur Spanien zeigt sich entschlossen. Bereits seit Anfang September diskutieren mehrere Mitglieder der Europäischen Rundfunkunion (UER), darunter neben Spanien auch Sender aus Slowenien, Island, Irland und den Niederlanden, über einen gemeinsamen Protest. Das Argument: Während Russland bereits nach Beginn des Ukrainekriegs 2022 ausgeschlossen wurde, darf Israel weiterhin teilnehmen – trotz anhaltender internationaler Vorwürfe wegen der Lage im Gazastreifen. Besonders brisant wirken die jüngsten Aussagen einer unabhängigen UN-Kommission, die Israel seit Oktober 2023 einen „Genozid“ vorwirft.
Kritik am Regelwerk und die Rolle der Finanziers
Doch wieso ist Israel noch dabei? Wie der Eurovision-Experte Fabien Randanne einordnet, sind es formal gesehen keine Staaten, sondern ihre jeweiligen Rundfunkanstalten, die antreten. So erklärt sich die Teilnahme Israels sowie anderer Länder außerhalb Europas wie Aserbaidschan oder Australien. Ein Verstoß gegen das Reglement durch den israelischen Sender Kan konnte bisher nicht festgestellt werden. Dennoch verschieben sich die Fronten: Die sogenannten Big Five, zu denen auch Spanien zählt, stemmen den Großteil der Finanzierung des Wettbewerbs. Mehrere Faktoren erklären diese Entscheidung:
Anhaltende Unsicherheit nach dem letzten Wettbewerb
Im Raum steht nun die Frage, weshalb Israel weiterhin dabei sein darf – während Russland ausgeschlossen bleibt. Nach dem überwältigenden Sieg von Yuval Raphael, Israels Kandidatin beim vergangenen Contest, wurden sogar Unregelmäßigkeiten beim Voting diskutiert – etwa durch massenhaft eingesetzte SIM-Karten. Vor diesem Hintergrund könnte jede offizielle Reaktion eines weiteren Big-Five-Landes eine Dynamik in Gang setzen, die weitreichende Folgen für den Wettbewerb hätte. Derzeit allerdings hält sich etwa France Télévisions, gefragt zur eigenen Haltung, auffällig bedeckt – ein klares Zeichen dafür, wie angespannt und unsicher die Situation bleibt.