Stephen King entlarvt die Doppelmoral in Hollywoods Actionfilmen

Stephen King hat wiederholt die Doppelmoral in Hollywoods Actionfilm-Industrie kritisiert. Insbesondere bemängelt er, wie Gewalt auf der Leinwand oft verherrlicht wird, während gesellschaftliche Verantwortung häufig in den Hintergrund rückt.
Tl;dr
Mehr Helden, mehr Tote: Das Paradoxon der Blockbuster-Gewalt
Wer denkt bei James Bond nicht zuerst an Stil, britisches Understatement und den Inbegriff des edlen Agenten? Doch ein genauer Blick auf die Zahlen zeigt, dass hinter der charmanten Fassade eine erstaunlich tödliche Figur steckt. Über alle 24 Filme hinweg bringt der legendäre Geheimagent es auf rund 597 direkte Todesopfer – eine Bilanz, die viele erschrecken dürfte. Zum Vergleich: Der berüchtigte Slasher-Killer Jason Voorhees, bekannt aus den klassischen Horrorfilmen, kommt „nur“ auf etwa 195 Opfer in zwölf Filmen. Das wirft eine spannende Frage auf: Warum gilt der eine als Held und der andere als Monster?
Moralische Legitimation und selektive Wahrnehmung
Gerade im Genre der Action-Blockbuster dominiert das Prinzip, dass Gewalt dann akzeptabel scheint, wenn sie dem „Guten“ dient. Die Eliminierung von Widersachern wird fast selbstverständlich mit Applaus bedacht – solange es sich um angebliche Bösewichte handelt. Gleichzeitig stößt rohe Gewalt in Horrorfilmen häufig auf Empörung, weil sie ohne ästhetischen Filter gezeigt wird und das Publikum mit ihrer Unmittelbarkeit konfrontiert.
Diese moralische Ambivalenz spiegelt sich auch darin wider, wie unterschiedlich das Publikum auf identische Taten reagiert – je nach Inszenierung oder Identität des Täters.
Kritischer Blick: Stephen King über Realismus im Mainstream-Kino
In einem Interview mit The Times UK hat Bestsellerautor Stephen King genau diese Verklärung thematisiert. Seine Kritik trifft einen wunden Punkt: In modernen Superhelden-Blockbustern werde die Zerstörung ganzer Stadtviertel zu einem familienfreundlichen Spektakel stilisiert – oft ohne sichtbare Konsequenzen oder echtes Leid. Seine Aussage ist eindeutig: „Wenn man Gewalt nicht so zeigt, wie sie wirklich ist, sollte man besser darauf verzichten.“
Besonders eindrücklich zeigt sich dieses Plädoyer für Authentizität in Kings Romanverfilmung The Long Walk, in der körperliche und psychische Gewalt unvermittelt auf das Publikum wirken.
Scheinmoral versus Wirklichkeit: Die Mechanismen des Actionkinos
Mehrere Faktoren erklären diese Entscheidung:
Letztlich bleibt die Grenze zwischen dem vermeintlich tugendhaften Helden und dem verherrlichten Gewalttäter unscharf – zumindest für jene Zuschauer, die genauer hinschauen möchten.