Grüne mahnen bei staatlichem Tierwohllabel zur Eile
Angesichts der Einführung neuer Tierwohllabel auf Fleischprodukten haben die Grünen die Bundesregierung zu mehr Tempo bei der Einführung einer verbindlichen Kennzeichnung gedrängt. Es sei ein Armutszeugnis für Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), dass der Handel hier weiter sei als die Bundesregierung, sagte Fraktionschef Anton Hofreiter der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Der Discounter Lidl startete am Dienstag seinen „Haltungskompass“ bei Frischfleisch und die Brancheninitiative Tierwohl führte ihr Siegel für Geflügelprodukte ein.
Hofreiter forderte die Bundesregierung auf, „schnellstmöglich“ einen Vorschlag zu unterbreiten, wie eine klare und verbindliche Kennzeichnung umgesetzt werden könne. Notwendig sei „eine 3-2-1-0-Fleischkennzeichnung, ähnlich wie bei den Eiern“. So könnten Verbraucher „auf einen Blick erkennen, ob sie Milch oder Fleisch von einer Kuh kaufen, die auf der Weide gegrast hat oder von einer, die das Sonnenlicht nie zu Gesicht bekam“.
Die privatwirtschaftliche Initiative Tierwohl startete am Dienstag mit ihrem Siegel für Geflügelprodukte. Lebensmittelhändler können damit unverarbeitetes Fleisch aus den 2200 teilnehmenden Betrieben kennzeichnen. Diese Betriebe setzen über die gesetzlichen Standards hinaus Maßnahmen für eine tiergerechtere Haltung um. Tierschützer halten die Standards allerdings für zu niedrig.
Auch Lidl informiert Kunden neuerdings bei Frischfleischprodukten mit dem sogenannten Haltungskompass über die Art der Tierhaltung. Dabei soll ein Vier-Stufen-Modell den Kunden erklären, nach welchen Kriterien die Schweine, Rinder, Puten und Hühner gehalten wurden: „Stallhaltung“, „Stallhaltung Plus“, „Auslauf“ oder „Bio“. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hatte kürzlich aber auch hier zu niedrige Standards beklagt.
Ein staatliches Tierwohllabel ist bereits seit längerem geplant – schon Klöckners Vorgänger Christian Schmidt (CSU) hatte an einem solchen Label gearbeitet. Klöckner bekräftigte im Bayerischen Rundfunk am Dienstag erneut die geplante Kennzeichnung. Demnach ist ein mehrstufiges Label vorgesehen, „also auch Premiumklassen“, die dann „auch mehr kosten“. Tiere seien weder abgepackte Ware noch Maschinen, mit ihnen müsse „respektvoll“ umgegangen werden, sagte Klöckner.
„Wir werden für gesetzliche Standards, das heißt eine gesetzliche Grundlage sorgen“, kündigte Klöckner an. Dabei müsse Fleisch auch für Familien mit einem kleinen oder mittleren Einkommen erschwinglich sein. Kritik an dem geplanten Label regt sich vor allem an der Freiwilligkeit der Initiative.