Umwelt: 180 Staaten versammeln sich in Genf zum gemeinsamen Kampf gegen die Plastikflut

In Genf treffen sich Vertreterinnen und Vertreter aus 180 Ländern, um gemeinsam Lösungen gegen die weltweite Plastikverschmutzung zu finden. Ziel der internationalen Konferenz ist es, wirksame Maßnahmen zum Schutz der Umwelt zu erarbeiten und umzusetzen.
Tl;dr
- Weltweite Verhandlungen für verbindlichen Vertrag gegen Plastikverschmutzung.
- Heftige Diskussionen zwischen Industrie, NGOs und Staaten.
- Gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden stehen im Fokus.
Hintergrund: Plastik als globale Krise
Die Debatte um die Plastikverschmutzung hat eine neue Dringlichkeit erreicht. Ein aktueller Bericht der Fachzeitschrift The Lancet beziffert die weltweiten Kosten auf mindestens 1 500 Milliarden Dollar jährlich. Besonders tragisch ist das Ausmaß für die Schwächsten: Der US-Mediziner Philip Landrigan und der kongolesische Experte Robert Kitumaini Chikwanine betonen, dass Kinder in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo überdurchschnittlich betroffen sind – Flüsse und Seen sind dort mit Mikroplastik belastet.
Kunst, die mahnt – ein Statement vor dem Verhandlungsort
Direkt vor dem Sitz der UNO in Genf steht eine eindrucksvolle Installation des kanadischen Künstlers Benjamin Von Wong: « Le fardeau du Penseur » zeigt einen unter Plastikmüll begrabenen Denker. Diese Aktion will den gesundheitlichen und gesellschaftlichen Preis von Kunststoffen bildhaft machen – und zugleich die Verhandler sensibilisieren.
Kompromisssuche nach gescheiterten Anläufen
Nach dem gescheiterten Gipfel in Südkorea Ende 2024, wo insbesondere Erdölproduzenten eine Einigung verhinderten, wird nun in Genf ein neuer Anlauf genommen. Die aktuelle Sondertagung, bekannt als CIN5-2, bringt Delegierte aus etwa 180 Staaten zusammen. Die Leitung obliegt dem ecuadorianischen Diplomaten Luis Vayas Valdivieso, der auf den Ernst der Lage verweist: « C’est une crise mondiale qui verlangt entschlossenes Handeln. »
Interessant ist: Im Gegensatz zu früheren Runden sind diesmal Nichtregierungsorganisationen und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft stärker eingebunden – etwa bei Arbeitsgruppen zu chemischen Substanzen oder Produktionsgrenzen. Doch wie eine Kompromisslinie aussehen kann, bleibt offen.
Kontroverse Fronten – Suche nach Balance
Die Standpunkte klaffen weit auseinander. Während Organisationen wie Greenpeace lautstark fordern, die globale Plastikproduktion drastisch zu reduzieren, pocht die Industrie auf den Nutzen des Materials – insbesondere in der Medizintechnik. Der Sprecher des amerikanischen Chemieverbands argumentiert: « Kunststoffe sind unverzichtbar für die öffentliche Gesundheit – zum Beispiel durch sterile Medizinprodukte. »
Für Beobachter*innen stellt sich daher mehr denn je die Frage: Wird dieser Genfer Gipfel tatsächlich einen gangbaren Weg hin zu einem ersten global verbindlichen Vertrag gegen die Plastikflut eröffnen? Skepsis bleibt angebracht – doch erstmals scheinen alle relevanten Akteure am Tisch zu sitzen.