Weltweites Plastik-Abkommen: Gefährden Blockaden die Aussicht auf verbindliche Maßnahmen gegen Verschmutzung?

Die Verhandlungen über ein weltweites Abkommen zur Eindämmung der Plastikverschmutzung kommen nur schleppend voran. Differenzen zwischen den teilnehmenden Staaten erschweren die Einigung auf verbindliche Maßnahmen und stellen den Erfolg des geplanten Vertrags infrage.
Tl;dr
- Starke Ablehnung des aktuellen Vertragstextes in Genf.
- Weltweit nur etwa 10 % des Plastiks recycelt.
- Zukunft des globalen Plastik-Abkommens bleibt höchst ungewiss.
Globale Uneinigkeit in Genf
Im Konferenzzentrum von Genf spitzte sich diese Woche das Ringen um einen weltweiten Vertrag gegen die Plastikverschmutzung dramatisch zu. Während sich Delegierte am Mittwoch zur entscheidenden Plenardebatte versammelten, schlug ein zehnseitiger Synthese-Entwurf hohe Wellen: Fast alle Staaten und zahlreiche Umweltorganisationen wiesen das Papier als « désequilibré » und « inacceptable » zurück. Lediglich Indien zeigte sich bereit, den Text zumindest als Diskussionsgrundlage zu akzeptieren – ein klares Indiz für die tiefe Zerstrittenheit.
Lähmender Stillstand trotz drängender Umweltprobleme
Dass diese Verhandlungen unter solchem Druck stattfinden, ist nicht zufällig. Die Welt produziert laut der OECD mittlerweile rund 450 Millionen Tonnen Kunststoff pro Jahr – eine Menge, die sich seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt hat. Besonders besorgniserregend: Weniger als 10 % des Plastiks wird recycelt. Die Flut an Einwegverpackungen belastet Meere und Lebewesen zunehmend, wie Bilder von verschmutzten Ozeanen oder gefangenen Tieren eindrücklich zeigen. Zudem warnen internationale Forschergruppen vor gesundheitlichen Risiken durch chemische Zusätze im Plastik.
Was viele Experten besonders beschäftigt:
- Mangelnde internationale Zusammenarbeit, wie sie der aktuelle Vertragsentwurf vorsieht.
- Zuviel Handlungsspielraum für einzelne Staaten.
- Befürchtung eines fortgesetzten Status quo zugunsten der Industrie.
Dreijährige Verhandlungen ohne entscheidenden Durchbruch
Dabei sollten die Gespräche in Genf eigentlich den Abschluss eines wichtigen Prozesses markieren. Seit Anfang August verhandelten Vertreter auf Grundlage einer Resolution der Vereinten Nationen von 2022 über ein verbindliches Abkommen, das endlich konkrete Maßnahmen gegen die globale Plastikflut – insbesondere in den Ozeanen – verankern sollte. Der Schatten des gescheiterten Treffens in Busan im Jahr 2024 lastet noch immer auf den Delegationen. Besonders der Einfluss der petrochemischen Industrie sorgt für Misstrauen; deren Lobbyisten wehren sich beharrlich gegen jede Form direkter Produktionsbeschränkung.
Blick nach vorn – mit Unsicherheit behaftet
Trotz allem hält die französische Umweltministerin, Agnès Pannier-Runacher, vorsichtigen Optimismus für angebracht und sprach von « la possibilité d’un texte plus équilibré ». Auch Stimmen wie jene von Cate Bonacini (CIEL) geben die Hoffnung auf einen Kompromiss vor Ablauf der Deadline am Donnerstag nicht auf. Dennoch scheint es derzeit wahrscheinlicher, dass die historische Chance für ein umfassendes Abkommen erneut vertan wird – so deuten es zumindest viele leise Gespräche in den Korridoren von Genf an.