Zu viel Hygiene erhöht Risiko für Harnwegsinfekte: Urologe warnt

ADN
Ein Urologe warnt, dass übertriebene Hygienemaßnahmen das natürliche Gleichgewicht der Intimflora stören und so das Risiko für Harnwegsinfektionen erhöhen können. Fachleute empfehlen deshalb einen maßvollen Umgang mit Intimhygiene.
TL;DR
- Übertriebene Intimhygiene erhöht Risiko für Harnwegsinfektionen.
- Selbstbehandlung kann gefährliche Komplikationen verschleiern.
- Ärztlicher Rat ist bei anhaltenden Symptomen unerlässlich.
Zwischen Hygiene und Risiko: Unerwartete Gefahr für die Gesundheit
Wer hätte gedacht, dass selbst eine sorgfältige Intimpflege zum Risiko werden kann? Eine 40-jährige Managerin, gesundheitsbewusst und ohne bekannte Vorerkrankungen wie Diabetes oder Nierensteine, musste diese Erfahrung machen. Über Monate hinweg wurde ihr Alltag immer wieder durch wiederkehrende Harnwegsinfektionen (UTI) belastet – trotz eines Lebensstils, der alle bekannten Risikofaktoren eigentlich ausschloss.
Vom harmlosen Unwohlsein zur lebensbedrohlichen Komplikation
Zunächst ließen sich die typischen Beschwerden – Brennen, häufiger Harndrang und Unwohlsein – noch mit Antibiotika behandeln. Doch das Gefühl, Infektionen seien bei Frauen „normal“, führte dazu, dass sie die Symptome zunehmend bagatellisierte. Erst eine dramatische Verschlechterung mit Fieber, Schüttelfrost und extremer Schwäche brachte sie in die Notaufnahme. Die Diagnose: Aus einer vermeintlich banalen Infektion war eine gefährliche Urosepsis geworden – eine Entzündung, die von den Nieren in den Blutkreislauf gelangt und unbehandelt lebensbedrohlich ist.
Intimhygiene: Wenn zu viel des Guten schadet
Die eigentliche Ursache der Probleme kam erst nach intensiver Befragung durch den Urologen Dr. Varinder Virdi ans Licht: Die regelmäßige Verwendung eines speziellen Waschgels für den Intimbereich. Gut gemeint, aber zu häufig angewendet, hatte sie damit das natürliche Gleichgewicht ihrer Scheidenflora gestört. Die Folge: Die schützenden Bakterien wurden beseitigt, wodurch krankmachende Keime leichteres Spiel hatten.
Mehrere Faktoren erklären diese Entwicklung:
- Aggressive Reinigungsprodukte zerstören die natürliche Schutzbarriere.
- Zuviel Hygiene kann das Infektionsrisiko paradoxerweise erhöhen.
- Einfache Pflege: Warmes Wasser und milde Seife reichen aus.
Prävention: Fachliche Begleitung schützt vor schwerwiegenden Folgen
Der Fall zeigt einmal mehr: Übertriebene Sauberkeit ersetzt keine medizinische Beratung. Fachärzte raten eindringlich davon ab, Duftstoffe oder spezielle Reinigungsprodukte im Intimbereich anzuwenden und empfehlen atmungsaktive Baumwollkleidung sowie rasches Wechseln feuchter Wäsche. Bei Symptomen wie Brennen beim Wasserlassen oder trübem Urin sollte unverzüglich ein Urologe oder Gynäkologe aufgesucht werden – Selbstmedikation kann gefährliche Verzögerungen verursachen. Letztlich bleibt ein respektvoller Umgang mit dem eigenen Körper sowie die rechtzeitige Einholung professioneller Hilfe der beste Schutz vor ernsten Komplikationen.