In Hongkong wird ein Videospiel aus Gründen der nationalen Sicherheit verboten

In Hongkong wurde ein Videospiel von den Behörden aus dem Verkehr gezogen, nachdem sie es als Bedrohung für die nationale Sicherheit eingestuft hatten. Das Verbot wirft erneut Fragen zur Meinungsfreiheit und Kontrolle digitaler Inhalte in der Sonderverwaltungszone auf.
Tl;dr
- Erstes Videospiel in Hongkong wegen Sicherheitsgesetz verboten.
- App-Stores wie Apple und Google entfernen das Spiel umgehend.
- Strenge Warnungen: Besitz, Teilen oder Support sind strafbar.
Zunehmende Kontrolle digitaler Inhalte in Hongkong
Die jüngsten Entwicklungen rund um das Spiel Reversed Front: Bonfire verdeutlichen einmal mehr die Verschärfung der Sicherheitsgesetze in Hongkong. Zum allerersten Mal wurde dort ein Videospiel auf Grundlage dieser Gesetze verboten – ein deutliches Zeichen für die Ausweitung staatlicher Überwachung auch im digitalen Bereich. Die Entscheidung richtet sich gegen den vom taiwanischen Kollektiv ESC Taiwan entwickelten Titel, der laut Behörden angeblich « séditious » Inhalte verbreite und zur Unabhängigkeit von Taiwan und Hongkong aufrufe.
Schnelle Reaktionen der Plattformen
Kaum hatten die Behörden ihre Warnung ausgesprochen, verschwand das Spiel schon aus dem Angebot des Apple App Store. Weniger überraschend ist vielleicht, dass auch der Google Play Store bereits im Mai nachzog – hier wurde offiziell auf problematische Spielernamen verwiesen, doch das Timing lässt Raum für Interpretationen. Die Entwickler selbst sehen darin weniger eine Reaktion auf tatsächliche Verstöße als vielmehr einen weiteren Beleg für das rigide Vorgehen gegen missliebige Inhalte.
Kritik und Ironie von Seiten der Entwickler
In sozialen Netzwerken äußerte sich das Team von ESC Taiwan, das sich regelmäßig kritisch gegenüber dem chinesischen Staat positioniert, mit einer Mischung aus Sarkasmus und Trotz zu den Geschehnissen: « Même censuré, notre jeu voit son nom exploser sur Google », so ihr Kommentar. Tatsächlich sorgte die Kontroverse für internationale Aufmerksamkeit – ob gewollt oder nicht.
Kurz zur Spielmechanik und politischen Brisanz
Das Anime-inspirierte Game lässt Spieler verschiedene Charaktere übernehmen, darunter propagandistische Akteure oder Guerillakämpfer aus Regionen wie demTaiwan, Hongkong, Tibet, der Mongolei und Xinjiang. Mit dieser Auswahl an Rollen setzt das Spiel deutlich politische Akzente und thematisiert Konflikte rund um Identität und Zugehörigkeit.
Werfen wir abschließend einen Blick auf die wichtigsten Konsequenzen laut Polizeiwarnung:
- Tatbestand: Besitz oder Weiterempfehlung des Spiels gilt als schwerwiegendes Vergehen.
- Sogar bloße Speicherung kann als « Dokumentenbesitz mit seditöser Absicht » verfolgt werden.
- Finanzielle Unterstützung des Projekts wird als Gesetzesverstoß bewertet.
Mit diesen Maßnahmen unterstreicht die Regierung von Hongkong, dass sie bereit ist, den digitalen Raum genauso strikt zu kontrollieren wie traditionelle Medien. Jüngste Ereignisse – etwa die Forderung nach Entfernung des Protestsongs « Glory to Hong Kong » bei Google – passen ins Bild einer zunehmend restriktiven Politik unter Berufung auf nationale Sicherheit.