Langfristige Folgen von Essstörungen: Schwere gesundheitliche Risiken

ADN
Essstörungen hinterlassen oft Spuren, die weit über die akute Krankheitsphase hinausgehen. Körperliche und psychische Folgeschäden können ein Leben lang anhalten und werden häufig unterschätzt – mit ernsthaften Auswirkungen auf Gesundheit und Alltag.
TL;DR
- Essstörungen erhöhen Sterblichkeit noch nach zehn Jahren.
- Psychische und körperliche Komplikationen bleiben langfristig bestehen.
- Längere, umfassende Behandlung dringend empfohlen.
Langfristige Folgen von Essstörungen unterschätzt
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Essstörungen bleiben häufig gravierend – und das weit über die eigentliche Diagnose hinaus. Eine aktuelle Studie der University of Manchester, veröffentlicht im renommierten Fachblatt BMJ Medicine, offenbart, wie schwerwiegend und anhaltend die Risiken für Betroffene sind. Auch ein Jahrzehnt nach dem Auftreten der Erkrankung sind die Gefahren keineswegs gebannt.
Zahlen belegen drastisch erhöhte Sterblichkeit
Die Forscher verglichen elektronische Gesundheitsdaten von fast 25.000 Menschen mit diagnostizierter Essstörung (ED) mit denen von etwa 493.000 vergleichbaren Personen ohne diese Diagnose. Besonders alarmierend: Bereits im ersten Jahr nach Diagnosestellung war das Risiko, aus jeglicher Ursache zu versterben, bei Betroffenen viermal so hoch wie in der Kontrollgruppe. Noch dramatischer gestaltet sich das Bild bei nicht-natürlichen Todesursachen, beispielsweise Suizid, Überdosis oder Unfällen: Hier lag das Risiko sogar fünfmal höher.
Im Langzeitverlauf zeigen sich die Folgen weiterhin deutlich. Nach zehn Jahren werden pro 10.000 Erkrankten 95 zusätzliche Todesfälle verzeichnet, bei nicht-natürlichen Todesursachen sind es gar 341 pro 100.000 Personen. Die Wahrscheinlichkeit eines Suizids ist in den ersten zwölf Monaten vierzehnfach erhöht und bleibt auch nach einem Jahrzehnt noch dreifach über dem Durchschnitt.
Organische Schäden bleiben keine Ausnahme
Nicht nur psychische, sondern auch schwerwiegende körperliche Komplikationen begleiten Essstörungen. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erleiden Betroffene im ersten Jahr nach der Diagnose:
- Sechsmal häufiger akutes Nierenversagen,
- siebenmal mehr Lebererkrankungen,
- sowie häufiger Diabetes und Osteoporose.
Auch Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen treten vermehrt auf – Tendenz zum Teil anhaltend über viele Jahre.
Anforderungen an eine nachhaltige Versorgung
Kanadische Expertinnen wie Ethan Nella und Jennifer Couturier, die die Ergebnisse kommentierten, unterstreichen den dringenden Handlungsbedarf: Da Essstörungen mehrere Organsysteme betreffen, sei eine umfassende und dauerhafte Betreuung essenziell. Es gelte nun, Gesundheitsstrukturen zu schaffen, die langfristig begleiten und nicht allein kurzfristig intervenieren – damit menschliche Tragödien künftig verhindert werden können.