Frühe Anzeichen von Demenz: Warnsignale im Fahrverhalten erkennen

ADN
Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass Veränderungen im Fahrverhalten frühzeitig auf einen kognitiven Abbau hindeuten können. Routinemäßige Beobachtungen am Steuer könnten daher helfen, erste Warnsignale für geistige Einschränkungen zu erkennen.
TL;DR
- GPS-Daten erkennen kognitive Defizite beim Autofahren frühzeitig.
- Kombination mit Tests erzielt bis zu 87 % Erkennungsrate.
- Studie unterstreicht Datenschutz und ethische Aspekte.
Beobachtungen im Straßenverkehr als Indikator für mentale Fitness
Wie Menschen im Alltag Auto fahren, könnte künftig wertvolle Hinweise auf ihren geistigen Zustand liefern. Es fällt zwar kaum auf, wenn jemand bevorzugt bekannte Strecken wählt oder das Fahren einschränkt. Doch wie aktuelle Forschung der Washington University in St. Louis belegt, könnten sich hinter solchen Routinen erste Anzeichen eines beginnenden kognitiven Abbaus verbergen – und dies lange bevor klassische Symptome auftreten.
GPS-Tracking: Präzision durch digitale Wegbegleiter
Im Zentrum der Untersuchung stand die systematische Auswertung von anonymisierten GPS-Daten, die von Fahrzeugen älterer Probanden aufgezeichnet wurden. Die Forschenden verglichen das Fahrverhalten von 56 Menschen mit bereits diagnostizierter leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) und 242 gesunden Gleichaltrigen (Durchschnittsalter: 75 Jahre). Kombiniert man diese objektiven Bewegungsprofile mit Ergebnissen aus klassischen Tests für Aufmerksamkeit und Gedächtnis, ergibt sich ein beeindruckender Erkennungswert: Mit einer Genauigkeit von bis zu 87 % konnten Betroffene identifiziert werden. Bemerkenswert bleibt auch, dass schon allein GPS-Informationen eine Trefferquote von 82 % ermöglichten.
Typische Veränderungen im Mobilitätsverhalten
Mehrere Faktoren erklären diese Entwicklung bei den betroffenen Personen:
- Selteneres Fahren und insgesamt weniger zurückgelegte Strecken,
- Konzentration auf bekannte, unkomplizierte Routen,
- Eingeschränkte Geschwindigkeit sowie weniger Variabilität in den Zielen.
Laut dem Neurologen Ganesh Babulal, der die Studie leitete, bietet gerade diese Art der diskreten Alltagsbeobachtung einen „wenig invasiven und verlässlichen“ Zugang zur realen Einschätzung der Fahrkompetenz – was einen enormen Fortschritt für die öffentliche Gesundheit bedeuten könnte.
Blick in die Zukunft: Chancen und ethische Herausforderungen
Das Forschungsteam plant, seine Analysen künftig auf größere Gruppen auszuweiten sowie weitere Einflussfaktoren wie Fahrzeugtyp oder Begleiterkrankungen einzubeziehen. Trotz aller Euphorie mahnen sie jedoch zur Umsicht: Der Schutz der Privatsphäre sowie höchste ethische Standards müssen stets gewahrt bleiben. Sollte sich dieses Verfahren durchsetzen, hätten Ärzte und Angehörige womöglich ein neues Werkzeug an der Hand – um schleichende mentale Veränderungen frühzeitig zu erkennen und so gefährliche Entwicklungen am Steuer rechtzeitig abzuwenden.