Italienischer Enthüllungsjournalist Sigfrido Ranucci: Anschlag und Hintergründe

ADN
Der italienische Investigativjournalist Sigfrido Ranucci ist nach einem Bombenanschlag auf sein Auto in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Seine mutigen Recherchen und seine Rolle in der Medienlandschaft Italiens werfen nun neue Fragen zu seiner Gefährdung auf.
TL;DR
- Anschlag auf Journalisten Sigfrido Ranucci bei Rom.
- Politische Solidarität und Anti-Mafia-Ermittlungen folgen.
- Italiens Pressefreiheit bleibt stark gefährdet.
Ein Anschlag erschüttert den italienischen Journalismus
Ein schwerwiegender Angriff auf einen prominenten Vertreter des investigativen Journalismus hat in Italien die ohnehin angespannte Debatte über die Sicherheit der Presse neu entfacht. In der Nacht zum 17. Oktober 2025 wurde das Privatfahrzeug von Sigfrido Ranucci, dem bekannten Moderator des Fernsehformats Report auf dem Sender RAI 3, durch eine Explosion in einem Vorort südlich von Rom erheblich beschädigt. Glücklicherweise blieben sowohl der Journalist als auch seine Familie unverletzt, doch der Anschlag hinterließ deutliche Spuren am Wohnhaus und am Auto seiner Tochter.
Kollektive Bestürzung und schnelle Reaktionen
Der Vorfall sorgte umgehend für parteiübergreifende Empörung im politischen Rom. Unter anderem betonte Regierungschefin Giorgia Meloni öffentlich ihre „volle Solidarität“ mit Ranucci und nannte den Anschlag einen „ernsten Einschüchterungsversuch“. Zeitgleich ordnete Innenminister Matteo Piantedosi verschärfte Schutzmaßnahmen für den Reporter an. Die Ermittlungen führt nun die Staatsanwaltschaft für organisierte Kriminalität – ein Hinweis auf die Brisanz der Tat und deren potenziellen Hintergrund.
Permanente Gefährdungslage für investigative Reporter
Solche Übergriffe fügen sich leider in eine beunruhigende Entwicklung: Laut dem aktuellen Bericht von Reporter ohne Grenzen (RSF) rangiert Italien im Jahr 2025 lediglich auf Platz 49 im weltweiten Vergleich der Pressefreiheit. Besonders häufig geraten Journalisten, die sich mit organisierter Kriminalität oder Korruption befassen, ins Visier von Gewalt, Einschüchterungen und Angriffen – sowohl offline als auch digital. Mehrere Faktoren erklären diese riskante Situation:
- Aggressionen und Drohungen: Physische Angriffe und wiederkehrende Bedrohungen gegen Medienschaffende.
- Zerstörung persönlicher Eigentümer: Von Brandanschlägen bis zu Schäden an privaten Wohnungen.
- Spezielle Schutzprogramme: Rund zwanzig Reporter stehen inzwischen dauerhaft unter Polizeischutz.
Pioniergeist trotz Bedrohungslage
Mit seinen mittlerweile 64 Jahren steht Sigfrido Ranucci wie kaum ein anderer für das unermüdliche Engagement mutiger Journalisten in Italien. Seit seinem Einstieg bei der RAI vor über drei Jahrzehnten berichtete er aus zahlreichen Krisenregionen und leitet seit 2017 das Investigativ-Flaggschiff Report. Gerade angesichts des drohenden Klimas gibt sich sein Redaktionsteam entschlossen, weiterhin über Missstände in Bereichen wie Finanzen, Bildung oder Bankenwesen zu berichten – obwohl jeder Schritt neue Risiken birgt.
Diese jüngsten Ereignisse legen einmal mehr offen: Der Schutz unabhängiger Berichterstattung ist alles andere als selbstverständlich – schon gar nicht in einem Land, in dem kritische Stimmen zunehmend ins Visier geraten.