Neue Studie: Zusammenhang zwischen Mikroplastik und vaskulärer Demenz entdeckt

ADN
Neue wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass Mikroplastikpartikel mit einem erhöhten Risiko für vaskuläre Demenz in Verbindung stehen könnten. Die Forschung liefert erste Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Umweltbelastung und neurologischen Erkrankungen.
TL;DR
- Neue Klassifikation für vaskuläre Demenz vorgestellt.
- Microplastics erstmals im menschlichen Gehirn nachgewiesen.
- Grenzen zwischen Demenzformen verschwimmen zunehmend.
Ein neuer Blick auf vaskuläre Demenz
In der Forschung zur Demenz standen bislang meist Erkrankungen wie Alzheimer im Mittelpunkt. Die weniger bekannte, aber keineswegs seltene Form der vaskulären Demenz erhält jedoch nun durch die Arbeit der Neuropathologin Elaine Bearer von der Universität von New Mexico verstärkte Aufmerksamkeit. Obwohl diese Diagnose schon seit dem 19. Jahrhundert existiert, blieb ihr genauer Krankheitsverlauf lange Zeit weitgehend unerforscht. Die Frage, wie Durchblutungsstörungen im Gehirn zu kognitiven Einbußen führen, ist entscheidend für Fortschritte in Therapie und Prävention.
Klassifizierung als Schlüssel zum besseren Verständnis
Durch detaillierte mikroskopische Analysen entwickelte Bearer nun eine neue Systematik zur Einteilung vaskulärer Demenzen. Sie unterscheidet dabei erstmals spezifische pathologische Prozesse – etwa das fortschreitende Verhärten kleiner Arterien, winzige Hirnblutungen oder sogenannte stille Infarkte, die nach und nach Nervenzellen zerstören. Aus Sicht der Wissenschaftlerin fehlte bislang ein klarer Rahmen: „Wir wussten gar nicht genau, was wir eigentlich bekämpfen.“ Mit dieser neuen Einteilung wird es künftig leichter, Zusammenhänge zwischen einzelnen Gefäßschädigungen und bestimmten Symptomen nachzuvollziehen.
Mikroplastik: Unerwartete Spuren im Gehirngewebe
Eine überraschende Beobachtung machte das Team um Bearer, als es moderne Bildgebungsverfahren einsetzte. Erstmals fanden sich im Gehirn sowohl Mikroplastik- als auch Nanoplastikpartikel – insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Demenz. Es scheint einen Zusammenhang zwischen der Menge an Plastikpartikeln und dem Schweregrad der Erkrankung zu geben, wenngleich deren genaue Rolle noch unklar bleibt.
Zunehmende Überschneidungen zwischen den Demenzformen
Bemerkenswert ist außerdem, dass klassische Alzheimer-Marker – wie abnormale Amyloid-Proteine – auch bei vaskulärer Demenz vorkommen. Dadurch geraten bisherige Grenzziehungen ins Wanken: Die Erforschung verschiedener Demenzerkrankungen muss offenbar neu gedacht werden.
Mehrere Faktoren erklären diese Entwicklung:
- Wechselwirkungen zwischen Gefäßschäden und Eiweißablagerungen rücken stärker in den Fokus.
- Künftige Modelle sollten Umweltbelastungen wie Mikroplastik berücksichtigen.
- Daraus könnten Therapien entstehen, die mehrere Ursachen gleichzeitig adressieren.
Die detailreiche Beschreibung pathologischer Veränderungen bietet so die Chance auf ein differenziertes Verständnis – und könnte letztlich dazu beitragen, Betroffene zielgerichteter zu behandeln.