Prädiabetes rückgängig machen: Neue Studie zeigt Alternativen zur Gewichtsabnahme

ADN
Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine Rückbildung von Prädiabetes nicht zwingend mit einer Gewichtsabnahme verbunden ist. Die Ergebnisse stellen gängige Annahmen über den Zusammenhang zwischen Gewicht und Blutzuckerregulation in Frage.
TL;DR
- Diabetes-Risiko sinkt auch ohne signifikante Gewichtsabnahme.
- Weniger viszerales Fett verbessert die Blutzuckerwerte deutlich.
- Lebensstilumstellungen wichtiger als reine Gewichtszahlen.
Neue Erkenntnisse zur Prävention von Typ-2-Diabetes
Die gängige Überzeugung, dass allein eine deutliche Gewichtsabnahme entscheidend für die Vorbeugung von Typ-2-Diabetes sei, steht nach einer aktuellen internationalen Studie unter der Leitung von Forschern um Professor Andreas Birkenfeld und Reiner Jumpertz-von Schwartzenberg zur Diskussion. Die nun publizierten Forschungsergebnisse lenken den Fokus stärker auf den Einfluss von Lebensstiländerungen und der Verteilung des Körperfetts als auf das Gewicht an sich.
Studie: Blutzucker-Normalisierung auch ohne Gewichtsverlust
Innerhalb eines Jahres nahmen 1.105 Menschen mit Prädiabetes an einem intensiv begleiteten Programm teil, das Ernährungsumstellung und gesteigerte körperliche Aktivität kombinierte. Ziel war es zunächst, das Körpergewicht zu senken. Bemerkenswert: Selbst unter den 234 Teilnehmenden, deren Gewicht unverändert blieb, konnten bei 51 Personen nach zwölf Monaten normale Blutzuckerwerte gemessen werden. Eine Langzeitbeobachtung über bis zu zehn Jahre bestätigte: Diese Gruppe entwickelte um beeindruckende 71 Prozent seltener Diabetes als jene, deren Prädiabetes fortbestand – ganz gleich, ob sie abgenommen hatten oder nicht.
Bedeutung von viszeralem Fett und Lebensgewohnheiten
Bei genauerer Betrachtung zeigte sich, dass gerade die Reduktion des viszeralen Fetts, also jener Fettdepots rund um die inneren Organe, eine zentrale Rolle spielt. Teilnehmende mit geringeren Anteilen dieses „inneren Fettes“ verzeichneten häufiger stabile Blutzuckerwerte – unabhängig vom Gesamtgewicht. Dies unterstreicht einmal mehr die enge Verbindung zwischen viszeraler Adipositas und Insulinresistenz.
Mehrere Faktoren erklären diese Entwicklung:
- Ausgewogene Ernährung wirkt sich positiv auf die Glukosekontrolle aus.
- Körperliche Aktivität senkt das Risiko für Typ-2-Diabetes merklich.
- Nicht nur Kilos zählen – entscheidend ist ein normaler Blutzuckerspiegel.
Zukunft der medizinischen Empfehlungen
Laut Birkenfeld bleibt das Wiederherstellen normaler Blutzuckerwerte das zentrale Ziel in der Diabetesprävention – wichtiger als die Zahl auf der Waage. Auch sein Kollege Jumpertz-von Schwartzenberg plädiert für einen Perspektivwechsel in zukünftigen Leitlinien: Statt reiner Gewichtsfixierung sollten Glukosekontrolle und die Reduktion viszeralen Fetts in den Vordergrund rücken. Gerade für Menschen, denen Abnehmen schwerfällt, könnten diese neuen Erkenntnisse motivierend wirken und neue Wege eröffnen, ihr persönliches Diabetesrisiko zu verringern.