Rektale Atmung beim Menschen: Japanische Studie enthüllt erstaunliche Erkenntnisse

ADN
Japanische Forschende haben in einer spektakulären medizinischen Studie untersucht, ob der menschliche Körper Sauerstoff tatsächlich über den Darm aufnehmen kann. Die Experimente eröffnen faszinierende Perspektiven für alternative Beatmungsmethoden bei schweren Atemwegserkrankungen.
TL;DR
- Japan testet Sauerstoffgabe über den Darm.
- Tierstudien zeigen erste Erfolge bei Sauerstoffaufnahme.
- Klinische Anwendung bleibt experimentell und herausfordernd.
Ein ungewöhnlicher Ansatz: Sauerstoffversorgung durch den Darm
Der Gedanke wirkt zunächst geradezu futuristisch, stammt aber aus der Wissenschaft: In Japan prüfen Forscher der Tokyo Medical and Dental University, ob sich der menschliche Körper im Notfall über den Darm mit Sauerstoff versorgen lässt. Diese innovative Methode, als „enterale Oxygenierung“ bezeichnet, könnte zum Einsatz kommen, wenn klassische Wege – insbesondere die Lunge – nicht mehr funktionieren.
Anleihen aus dem Tierreich und erste Erfolge im Labor
Die Idee entspringt kurioserweise Beobachtungen im Tierreich: Einige Fischarten wie Loaches oder bestimmte Süßwasserfische können bei akutem Sauerstoffmangel Gasaustausch über ihre Verdauungsorgane betreiben. Genau diese Fähigkeit hat das japanische Forschungsteam inspiriert. Sie fragten sich: Könnten auch Säugetiere – und damit letztlich auch Menschen – auf diesem Weg mit Sauerstoff versorgt werden?
Jüngste Experimente liefern vorsichtige Hinweise. Versuchstiere wie Mäuse und Schweine erhielten in akuten Hypoxie-Situationen rektal eine Flüssigkeit mit hohem Sauerstoffgehalt, konkret einen mit Sauerstoff angereicherten Perfluorokohlenwasserstoff. Ein Teil des zugeführten Gases gelangte tatsächlich ins Blut, was die Überlebenszeit deutlich verlängerte.
Sicherheitsstudien am Menschen: Zwischen Hoffnung und Vorsicht
Gestützt auf diese Ergebnisse wagten die Forscher den Schritt zu ersten klinischen Tests. An 27 gesunden Probanden wurde überprüft, ob das Verfahren zumindest sicher ist – allerdings ohne Zusetzung von Sauerstoff. Bis zu 1,5 Liter des Testmediums konnten verabreicht werden; schwerwiegende Nebenwirkungen traten dabei nicht auf, lediglich gelegentliche Blähungen wurden dokumentiert. Der Nachweis einer tatsächlichen Verbesserung der Blut-Sauerstoffsättigung beim Menschen steht jedoch noch aus.
Perspektiven für die Notfallmedizin: Chancen und Hürden
Angesichts von Atemwegserkrankungen wie COVID-19 oder dem Mangel an Beatmungsgeräten wäre eine alternative Notfallversorgung ein medizinischer Durchbruch. Mehrere Faktoren erschweren allerdings derzeit eine breite Anwendung:
- Erhöhung des Patientenkomforts bei der Verabreichung,
- sichere Wirksamkeit auf den Blut-Sauerstoffgehalt,
- umfassende ethische sowie regulatorische Prüfungen.
Gelingt es, diese Hürden zu überwinden, könnte die enterale Oxygenierung künftig zur Rettung in Extremsituationen avancieren – doch bis dahin bleibt der wissenschaftliche Blick skeptisch und abwartend.