HPV-Impfung bei Jungen: Wichtiger Schritt zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs

ADN
Die Impfung von Jungen gegen das humane Papillomavirus gilt als entscheidender Schritt im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs. Fachleute betonen, dass eine geschlechterübergreifende Immunisierung die Ausbreitung des Virus wirksam eindämmen kann.
TL;DR
- HPV-Impfung erreicht Jungen vielerorts kaum.
- Gender-Bias schwächt kollektiven Schutz erheblich.
- Weltweite Ausrottung nur mit Einbezug aller möglich.
Schieflage in der HPV-Prävention: Jungen bleiben außen vor
In zahlreichen Ländern hinkt die Impfung junger Jungen gegen das Humane Papillomavirus (HPV) weiterhin deutlich hinterher. Gerade in Staaten wie Südkorea, wo bisher systematisch nur Mädchen die Vakzine erhalten, stellt sich die Frage, ob das Ziel einer langfristigen Eliminierung des Gebärmutterhalskrebses überhaupt realistisch ist, solange Jungen aus den Impfkampagnen ausgeschlossen bleiben.
Geschlechterperspektive prägt Impfstrategien – mit Folgen
Der Durchbruch gelang zwar bereits 2006 mit der Einführung des ersten HPV-Impfstoffs unter dem Handelsnamen Gardasil. Doch von Beginn an war der Fokus klar auf Frauen und deren Schutz vor Gebärmutterhalskrebs gerichtet. Diese enge Ausrichtung führte zu einem nachhaltigen Gender-Bias, obwohl inzwischen belegt ist, dass HPV auch bei Männern zu schweren Krebserkrankungen führen kann – etwa an Anus, Penis oder im Rachenraum. In den letzten zwanzig Jahren hat sich beispielsweise in Südkorea die Zahl der HPV-bedingten Krebserkrankungen bei Männern verdreifacht.
Mathematische Modelle zeigen Grenzen bisheriger Politik auf
Aktuelle Forschungsergebnisse aus den USA unter Leitung von Abba Gumel, Professor an der University of Maryland, verdeutlichen das Dilemma: Selbst wenn heute rund 88 Prozent der koreanischen Mädchen geimpft werden, müsste diese Quote praktisch auf ein unrealistisches Niveau von 99 Prozent steigen, um einen echten Herdenschutz zu erzielen. Das Szenario verändert sich jedoch drastisch, sobald auch etwa 65 Prozent der Jungen geimpft würden – dann wäre ein stabiler und kollektiver Schutz erstmals in Reichweite.
Mehrere Faktoren erklären diese notwendige Neuausrichtung:
- Systematische Einbeziehung von Jungen bereits im Jugendalter.
- Bessere Aufklärung über alle HPV-Risiken für beide Geschlechter.
- Angebot der Impfung für erwachsene Frauen ohne früheren Schutz.
Zukunftsperspektive: Globale Ausrottung als realistisches Ziel?
Die vorgestellten Modellrechnungen machen Hoffnung auf eine weltweite Eindämmung des Gebärmutterhalskrebses. Wissenschaftler schätzen, dass durch eine inklusive Impfstrategie bis zum Ende dieses Jahrhunderts rund 149 Länder diesen Krebs nahezu eliminieren könnten. Wie es Professor Gumel formuliert: „Der jährliche Verlust von mehr als 350.000 Leben durch Gebärmutterhalskrebs ist nicht länger alternativlos.“ Die umfassende Impfung beider Geschlechter könnte somit zum Wendepunkt im Kampf gegen HPV werden.