Sanae Takaichi: Japans aufstrebende Politikerin mit Thatcher-Einfluss

ADN
Sanae Takaichi hat sich in der japanischen Politik als beeindruckende Persönlichkeit etabliert. Inspiriert von Margaret Thatcher, gehört sie heute zu den einflussreichsten Politikerinnen des Landes und prägt die politische Landschaft maßgeblich.
TL;DR
- Sanae Takaichi wird erste Premierministerin Japans.
- Bekannt für konservativen Kurs und harte Migrationspolitik.
- Sozialpolitisch wenig Fortschritt für Frauenrechte erwartet.
Ein historischer Moment im politischen Tokio
Mit der Wahl von Sanae Takaichi zur neuen Premierministerin hat Japan einen historischen Schritt vollzogen. Am 21. Oktober 2025 setzte sich die langjährige Spitzenpolitikerin des Liberaldemokratischen Partei (LDP) in einem eindeutigen Votum der unteren Parlamentskammer durch. Ihre Ernennung gilt zwar erst nach einer offiziellen Audienz bei Kaiser Naruhito als abgeschlossen, doch bereits jetzt steht fest: Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes wird eine Frau das Amt an der Regierungsspitze übernehmen – ein Durchbruch, dessen politische Bedeutung nicht unterschätzt werden darf.
Konservatismus als Markenzeichen
Dennoch ist diese Personalie keineswegs Ausdruck gesellschaftlicher Liberalisierung. Über Jahre hinweg hat sich Takaichi durch einen konsequenten, teils kompromisslosen konservativen Politikstil profiliert. Schwerpunkte liegen auf dem Erhalt traditioneller Werte sowie einer klaren Stärkung der nationalen Sicherheit. Ihr politisches Profil entwickelte sich zudem vor dem Hintergrund eines sinkenden Rückhalts der LDP, ausgelöst durch den rasanten Aufstieg der nationalistischen Partei Sanseito, die insbesondere mit einem strikten Anti-Immigrationskurs punktet.
International hat sich Takaichi bisher nicht gescheut, China offen zu kritisieren, zeigte jedoch zuletzt diplomatische Zurückhaltung – etwa beim bewussten Fernbleiben vom umstrittenen Yasukuni-Schrein. Nach wie vor vertritt sie eine ausgesprochen harte Linie in der Debatte um Migration und den Einfluss ausländischer Touristen.
Persönlichkeit, Wirtschaft und Prioritäten
Bemerkenswert an ihrem Werdegang ist ein eher ungewöhnlicher Start: Vor ihrer politischen Karriere spielte sie Schlagzeug in einer Heavy-Metal-Band und bekennt sich offen zur Bewunderung von Margaret Thatcher. Wirtschaftspolitisch setzt sie ganz auf eine aggressive Geldpolitik und staatliche Ausgaben – Maßnahmen, die bereits unter dem verstorbenen Ex-Premierminister Shinzo Abe als „Abenomics“ bekannt wurden.
Mehrere Faktoren erklären ihre aktuellen wirtschaftlichen Schwerpunkte:
- Skepsis gegenüber ausländischem Wirtschaftseinfluss
- Einschränkung von Immobilienkäufen durch Nicht-Japaner
- Zähe Verhandlungen über internationale Handelsabkommen
Zweifel an gesellschaftlichem Wandel für Frauenrechte
Die Symbolik einer ersten Premierministerin könnte Erwartungen an einen gesellschaftlichen Umbruch geweckt haben. Allerdings gilt es als unwahrscheinlich, dass unter Takaichis Führung wesentliche Fortschritte in Fragen der Gleichberechtigung erzielt werden. Trotz zweifacher Ehe mit demselben Mann – dem Ex-Abgeordneten Taku Yamamoto, dessen Nachnamen sie übernommen hat – bleibt sie in zentralen Punkten patriarchaler Traditionen verhaftet. Forderungen nach Reformen bei Ehename oder Frauenrechten stehen bislang nicht auf ihrer Agenda.
Obwohl ihr Name untrennbar mit einem historischen Moment verbunden bleibt, dürfte die neue Regierungschefin das Land vor allem durch ihren ausgeprägten Konservatismus prägen.