Ursache für Blähungen durch Brot: Neue Lancet-Studie entlarvt Mythos

ADN
Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im Fachjournal The Lancet, zeigt: Die bisherige Annahme, dass Gluten die Hauptursache für Blähungen nach dem Verzehr von Brot ist, wird widerlegt. Forscher identifizierten einen anderen Auslöser.
TL;DR
- Fructane, nicht Gluten, verursachen oft Verdauungsbeschwerden.
- Studien zeigen: Gluten-Unverträglichkeit wird häufig überschätzt.
- Individuelle Ernährung hilft bei empfindlicher Verdauung mehr.
Ursachen von Verdauungsbeschwerden beim Brotverzehr
Wenn nach dem Genuss von Brot oder Nudeln ein unangenehmes Völlegefühl, Blähungen oder gar Schmerzen auftreten, denken viele Franzosen (und nicht nur sie) reflexartig an eine Glutenunverträglichkeit. Doch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse – darunter eine vielbeachtete Studie im renommierten Fachjournal The Lancet – legen nahe, dass der wahre Auslöser meist woanders liegt: im oft übersehenen Fructan, einem bestimmten Kohlenhydrat.
Fructane: Die unterschätzten Störenfriede
Was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Fructane sind Ketten aus Zuckerbausteinen, die natürlicherweise etwa im Weizen vorkommen, aber auch in Lebensmitteln wie Zwiebeln, Knoblauch oder einigen Obstsorten. Sie gehören zur Gruppe der sogenannten FODMAPs, fermentierbare Kohlenhydrate, die den Dünndarm weitgehend unverdaut passieren und erst im Dickdarm durch Bakterien zersetzt werden. Gerade dort entfaltet sich ihre Wirkung: Gasbildung und Beschwerden treten vor allem bei Menschen auf, die am Syndrom des Reizdarms (SII) oder einer nicht-zöliakischen Gluten-Sensitivität leiden.
Zentrale Studie: Irrtum Gluten?
Eine 2018 durchgeführte Doppelblindstudie brachte Klarheit in diese Frage. Hier wurden Testpersonen ohne Zöliakie abwechselnd mit glutenhaltigen Riegeln, fructanreichen Riegeln sowie Placebos versorgt. Das Ergebnis überraschte selbst viele Experten: Nur die fructanhaltigen Produkte führten tatsächlich zu Blähungen und Bauchschmerzen; reines Gluten hingegen zeigte keinerlei signifikanten Effekt gegenüber dem Placebo. Typische Auswirkungen von FODMAPs – darunter zählen:
- Anziehung von Wasser in den Darmtrakt,
- schnelle bakterielle Fermentation mit Gasbildung,
- Irritation der Darmschleimhaut.
Anpassung statt genereller Verzicht auf Gluten
Viele Diäten setzen unnötig streng auf glutenfreie Kost. Für zahlreiche Betroffene könnten moderate Anpassungen reichen: Wer gezielt fructanreiche Lebensmittel meidet – allen voran Weizenprodukte sowie bestimmte Gemüsearten – verspürt oft rasch Linderung. Eine individuelle Beratung durch einen erfahrenen Ernährungsberater mit Kenntnissen über FODMAP-arme Ernährung kann helfen, Beschwerden wirksam zu begegnen und dennoch eine ausgewogene Ernährung zu sichern. Es bleibt festzuhalten: Nicht immer ist das berühmte „Gluten“ der Sündenbock – vielmehr lohnt sich ein differenzierter Blick auf versteckte Inhaltsstoffe unseres Alltagsbrots.