Weltweiter Strombedarf steigt rasant: Ursachen und Prognosen

ADN
Weltweit steigt der Bedarf an Elektrizität rasant an, getrieben von Digitalisierung, Bevölkerungswachstum und wachsender Industrialisierung. Energieversorger stehen vor großen Herausforderungen, um die Versorgung nachhaltig und zuverlässig zu sichern.
TL;DR
- Globale Stromnachfrage wächst rasant durch Digitalisierung und E-Mobilität.
- Nuklearenergie erlebt politisch und technologisch eine Renaissance.
- Solar bleibt dominierend, Abhängigkeit von China steigt weiter.
Globale Elektrifizierung vor dem Wendepunkt
Im kommenden Jahrzehnt wird der Anteil von Elektrizität am weltweiten Energieverbrauch voraussichtlich deutlich zunehmen. Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge könnte sich dieser Wert verdoppeln. Maßgeblich für diese Entwicklung sind der anhaltende Trend zur Elektromobilität, das exponentielle Wachstum von Rechenzentren und die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz. Dennoch steht außer Frage, dass die bestehenden Stromnetze vieler Länder kaum für einen solchen Anstieg der Nachfrage gewappnet sind.
Nuklearenergie: Rückkehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit
Angesichts der drohenden Versorgungslücke rückt die Kernenergie wieder stärker in den Fokus – besonders in den Vereinigten Staaten. Dort setzen politische Entscheidungsträger auf regulatorische Erleichterungen und fördern gezielt sogenannte „fortgeschrittene Nukleartechnologien“. Auffällig ist jedoch, dass nicht nur die öffentliche Hand handelt: Auch Unternehmen wie Meta, Microsoft und Google engagieren sich zunehmend. Sie sichern sich langfristige Lieferverträge oder investieren direkt in junge Anbieter modularer Reaktortechnik. Erwähnenswert ist zudem, dass selbst stillgelegte Anlagen wie im Fall von Palisades dank hoher Kredite des US-Energieministeriums reaktiviert werden. Trotz all dieser Initiativen bleibt eines offensichtlich: Der Neubau von Atomkraftwerken ist weiterhin ein langwieriges und herausforderndes Unterfangen.
Sonnenenergie wächst trotz politischer Gegenwinde
Gleichzeitig behauptet die Solarenergie ihre Position als wachstumsstärkster Sektor innerhalb der erneuerbaren Energien – auch wenn politische Maßnahmen in den USA, etwa gekürzte Subventionen oder eine Fokussierung auf fossile Reserven, für Unsicherheit sorgen. Laut IEA könnten bis 2030 weltweit rund 4,6 Terawatt zusätzliche Kapazität entstehen; fast 80 Prozent davon dürften auf Solaranlagen entfallen. Mehrere Faktoren erklären diese Entwicklung:
- Zunehmende Abhängigkeit vom Import chinesischer Solartechnik,
- schnelles Wachstum mit bis zu neun Prozent Anteil am globalen Strommix schon 2025,
- sowie steigender Bedarf durch datenintensive Technologien wie KI.
Zaghafte Fortschritte bei der Kernfusion – Hoffnung mit Vorbehalt
Abseits bewährter Technologien richten sich große Erwartungen auf die Zukunft der Kernfusion. Großprojekte wie das französische Forschungszentrum ITER wollen hier neue Maßstäbe setzen. Fachleute warnen jedoch, dass wissenschaftliche und technische Hürden eine baldige Marktreife unwahrscheinlich machen; selbst optimistische Zeitpläne reichen aktuell kaum über das Jahr 2040 hinaus.
Unterm Strich deutet alles darauf hin, dass künftige Energiesysteme nicht nur stärker elektrifiziert, sondern auch vielfältiger sein werden. Kluges Management sowie kritische Abwägung technologischer Versprechen bleiben dabei unabdingbar für Versorgungssicherheit und Souveränität.