Beliebte Abnehmmittel senken möglicherweise das Krebsrisiko

ADN
Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte weit verbreitete Medikamente zur Behandlung von Fettleibigkeit nicht nur beim Abnehmen helfen, sondern auch das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen senken könnten. Fachleute sehen darin großes medizinisches Potenzial.
TL;DR
- GLP-1-Medikamente senken das Risiko bestimmter Adipositas-Krebsarten.
- Kein Vorteil gegenüber Metformin bei den meisten Krebsarten.
- Langfristige Studien für klare Empfehlungen notwendig.
Neue Hoffnung im Kampf gegen Adipositas-assoziierte Krebsarten
Eine umfangreiche US-amerikanische Studie, veröffentlicht im renommierten Fachjournal JAMA Network Open, sorgt derzeit für Aufsehen in der Krebsforschung. Über einen Zeitraum von beinahe fünfzehn Jahren wurden mehr als 1,6 Millionen erwachsene US-Amerikaner beobachtet, um den Zusammenhang zwischen bestimmten Diabetes-Medikamenten und dem Auftreten von Krebserkrankungen zu untersuchen. Besonders im Fokus: sogenannte GLP-1-Rezeptor-Agonisten, die ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt wurden.
Signifikante Unterschiede zwischen GLP-1 und Insulin
Vergleicht man die Wirkungen dieser GLP-1-Präparate mit denen von Insulin, zeichnen sich bemerkenswerte Unterschiede ab. Die Auswertung zeigt, dass Patienten unter GLP-1-Therapie bei zehn von dreizehn untersuchten Krebsarten ein deutlich geringeres Risiko aufwiesen als unter Insulin. Besonders markant war dies bei Tumoren wie:
- Leberkrebs
- Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Meningiom
- Nierenkrebs
Beispielsweise sank das Risiko für Gallenblasenkrebs um etwa 65 Prozent; beim Pankreaskarzinom halbierte sich die Rate nahezu.
Eingeschränkte Schutzwirkung und offene Fragen
Dennoch bleiben Einschränkungen bestehen: Weder beim postmenopausalen Brustkrebs noch beim Schilddrüsenkarzinom ließ sich ein signifikanter Vorteil nachweisen. Auch beim Magenkrebs deutete sich nur eine schwache Reduktion an – zu gering, um als statistisch relevant zu gelten. Somit entsteht der Eindruck, dass die Schutzwirkung der GLP-1-Medikamente keineswegs auf sämtliche Krebsarten übertragbar ist.
Vergleich mit Metformin und Perspektiven für die Zukunft
Spannend wird es beim Vergleich mit einem weiteren Standardmedikament: Metformin. Hier relativiert sich der anfängliche Optimismus deutlich. Sobald die Forscher die Ergebnisse beider Gruppen nebeneinanderlegten, verschwand jeglicher klarer Vorteil der GLP-1-Präparate – teilweise zeigte sich für Nierenkrebs sogar ein erhöhtes Risiko. Als mögliche Erklärungen diskutiert das Team eine verbesserte Insulinsensitivität, geringere Entzündungswerte und den durch GLP-1 erzielten Gewichtsverlust. Gleichwohl bleibt unklar, ob diese Mechanismen tatsächlich ursächlich sind.
Abschließend lässt sich sagen: Die Studie liefert wichtige Hinweise auf einen möglichen Zusatznutzen von GLP-1-Medikamenten bei einzelnen Krebserkrankungen, doch können definitive Empfehlungen erst nach weiteren prospektiven Untersuchungen erfolgen. Jede Therapieentscheidung muss daher weiterhin individuell im Dialog zwischen Patient und behandelndem Arzt erfolgen.