Gebrochenes-Herz-Syndrom: Anzeichen, Risiken und medizinische Behandlung

ADN
Das sogenannte Broken-Heart-Syndrom kann plötzlich auftreten und wird oft unterschätzt. Betroffene leiden an Symptomen, die einem Herzinfarkt ähneln. Die Ursachen, Risiken und Behandlungsstrategien sind für viele noch wenig bekannt.
TL;DR
- Takotsubo-Syndrom imitiert Herzinfarkt-Symptome, hat andere Ursachen.
- Starker emotionaler oder physischer Stress als Auslöser identifiziert.
- Frauen nach der Menopause sind besonders gefährdet.
Das unterschätzte Risiko: Wenn Stress das Herz bricht
Oft wird seelischer Schmerz mit einem „gebrochenen Herzen“ gleichgesetzt – eine Redewendung, hinter der sich jedoch eine erstaunlich reale, medizinische Diagnose verbirgt. Das sogenannte Syndrom des gebrochenen Herzens, medizinisch als Takotsubo-Syndrom bekannt, tritt plötzlich und meist nach einem extrem belastenden Ereignis auf. Im Gegensatz zu vielen Vorstellungen handelt es sich nicht um reine Metaphorik: Die Betroffenen erleben tatsächlich akute Beschwerden wie starke Brustschmerzen, Atemnot sowie auffällige Werte im EKG und bei bestimmten Herz-Enzymen – Symptome, die häufig für einen klassischen Herzinfarkt gehalten werden.
Blick ins Innere: Biologische Auslöser und Risikofaktoren
Neueste Erkenntnisse aus dem Journal of Clinical Medicine bringen Licht in die komplexen Mechanismen dieses Syndroms. Ursächlich ist eine massive Freisetzung von Stresshormonen – vor allem Katecholamine –, ausgelöst durch den plötzlichen Alarmzustand des sympathischen Nervensystems. Dabei kommt es zu einer vorübergehenden Lähmung des Herzmuskels. Vor allem bei Frauen nach den Wechseljahren – bedingt durch einen Rückgang an Östrogenen – lässt sich ein erhöhtes Risiko beobachten. Auch entzündliche Prozesse sowie die enge Wechselwirkung zwischen Gehirn und Herz scheinen maßgeblich beteiligt zu sein. Mehrere Faktoren erklären diese erhöhte Anfälligkeit:
- Kurzfristige Ausschüttung von Stresshormonen
- Vorübergehende Funktionsstörung der linken Herzkammer
- Niedrige Östrogenspiegel nach der Menopause
- Zugrundeliegende Entzündungsmechanismen
Diagnose und Therapie: Präzision schützt vor Fehlern
Die größte Herausforderung stellt die Unterscheidung vom echten Infarkt dar. Bei einer Koronarangiografie zeigen sich nämlich keine Verengungen oder Verschlüsse der Arterien, was typisch für das Takotsubo-Syndrom ist. Bildgebende Verfahren wie Echokardiografie oder MRT offenbaren charakteristische Veränderungen – das sogenannte „apikale Ballonieren“. Diese eindeutigen Zeichen helfen den behandelnden Fachkräften dabei, Fehldiagnosen zu vermeiden und eine Übertherapie abzuwenden.
Aussicht und offene Fragen: Wachsamkeit bleibt geboten
Obwohl sich die meisten Patientinnen und Patienten innerhalb einiger Wochen erholen, treten bei etwa einem Fünftel ernsthafte Komplikationen wie akutes Herzversagen oder ein kardiogener Schock auf – in seltenen Fällen sogar lebensbedrohliche Folgen wie eine Ventrikelruptur. Besonders postmenopausale Frauen, aber auch Menschen nach schweren körperlichen Belastungen wie einer Operation sind betroffen. Zur Behandlung gehört engmaschige Überwachung mit Unterstützung durch Medikamente wie Betablocker oder ACE-Hemmer. Nicht zuletzt bleiben viele Aspekte noch unerforscht; so hoffen Forscherinnen und Forscher etwa auf neue, individuell zugeschnittene Therapien für das vielgestaltige Krankheitsbild dieses außergewöhnlichen Syndroms.