Warum Krebs im hohen Alter langsamer wächst: Stanford-Studie mit Mäusen

ADN
Eine aktuelle Stanford-Studie an Mäusen zeigt, dass das Krebsrisiko im sehr hohen Alter abnimmt. Forscher untersuchen, wie altersbedingte Veränderungen im Körper nach 85 Jahren das Wachstum von Tumoren verlangsamen können.
TL;DR
- Sehr alte Individuen entwickeln weniger und kleinere Tumoren.
- Zelluläre Alterung kann das Tumorwachstum bremsen.
- Krebsprävention bleibt trotz neuer Erkenntnisse zentral.
Unerwartete Erkenntnisse: Krebsrisiko im hohen Alter sinkt
Auf den ersten Blick widerspricht es dem gängigen Bild: Eine aktuelle Studie der Stanford University rückt unser Verständnis vom Zusammenhang zwischen dem Alterungsprozess und dem Risiko für Krebserkrankungen in ein neues Licht. Während lange Zeit davon ausgegangen wurde, dass das Risiko mit jedem Lebensjahr steigt, zeigen Ergebnisse an genetisch veränderten Mäusen Erstaunliches: Besonders betagte Tiere erkranken seltener und weniger schwer an Krebs als ihre jüngeren Artgenossen. Beobachtungen beim Menschen – insbesondere bei Personen über 85 – stützen diese überraschende Tendenz.
Biologische Mechanismen und therapeutische Perspektiven
Den Ursachen dieser altersabhängigen Resistenz gingen die Forschenden detailliert nach. Sie fanden heraus, dass spezifische molekulare Veränderungen während des zellulären Alterns offenbar als natürliche Barriere gegen das unkontrollierte Wachstum von Tumoren wirken. Die Inaktivierung von rund zwanzig bekannten Tumorsuppressorgenen, wie etwa PTEN, löste bei jungen Mäusen deutlich aggressivere Tumorbildungen aus als bei älteren. Diese Erkenntnisse legen nahe, Therapien künftig stärker am Alter der Betroffenen auszurichten.
Bedeutung des Alters in der Krebsforschung
Interessanterweise beruhen viele bisherige experimentelle Modelle vorrangig auf jungen Versuchstieren. Doch wie Studienleiterin Emily Shuldiner betont, könnte das Vernachlässigen der Variable „Alter“ die Entwicklung wirksamer Therapien für Senioren erheblich erschweren. Ihr Kollege Dmitri Petrov weist darauf hin, dass ab einem gewissen Zeitpunkt biologische Bremsmechanismen das Tumorwachstum dämpfen könnten – eine Hypothese, die angesichts einer alternden Bevölkerung zunehmend Gewicht bekommt.
Krebsprävention: Nach wie vor essenziell
Die medizinischen Fortschritte ersetzen indes nicht die Bedeutung klassischer Präventionsmaßnahmen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten bis zur Hälfte aller Krebserkrankungen durch einen gesünderen Lebensstil verhindert werden. Mehrere Faktoren erklären diese Einschätzung:
- Toxische Umweltstoffe
- Suchtverhalten, wie Tabak- oder Alkoholkonsum
- Übergewicht und Bewegungsmangel
- Dauerhafte Infektionen, etwa durch Hepatitisviren oder HPV
Neue wissenschaftliche Einsichten fordern dazu auf, sowohl den Umgang mit dem Alter in der Forschung zu überdenken als auch bewährte Vorsorgestrategien beizubehalten – denn manchmal überrascht uns die Wissenschaft gerade dort, wo wir es am wenigsten erwarten.