Generalstreik in Belgien: Öffentlicher Verkehr, Schulen und Flüge lahmgelegt

ADN
In Belgien beginnt heute ein landesweiter Streik, der weite Teile des öffentlichen Lebens lahmlegt. Der Verkehr steht still, zahlreiche Schulen bleiben geschlossen und auch viele Flüge fallen aus – das Land steht vor massiven Einschränkungen.
TL;DR
- Historische Streikwelle gegen Regierungsreformen in Belgien.
- Öffentliche Dienste und Verkehr massiv beeinträchtigt.
- Scharfer Konflikt zwischen Gewerkschaften und Regierung.
Ungewöhnliche Streikbewegung erschüttert Belgien
Im November 2025 steht Belgien vor einer der größten sozialen Protestwellen seit den 1980er Jahren. Seit Montag, dem 24. November, formiert sich eine umfassende Streikbewegung, die das öffentliche Leben erheblich beeinträchtigt. Nahezu alle großen Gewerkschaften des Landes stemmen sich gegen die Politik des Ministerpräsidenten Bart De Wever, dessen Reformpläne für breite Unruhe sorgen.
Starke Einschränkungen im öffentlichen Leben
Bemerkenswert an diesem Arbeitskampf ist sein gestaffelter Verlauf. Zunächst wurden am Montag die öffentlichen Verkehrsmittel teils lahmgelegt – die nationale Bahngesellschaft SNCB konnte vielerorts nur noch jeden zweiten bis dritten Zug fahren lassen. Auch internationale Verbindungen wie der Eurostar zwischen Brüssel und Paris wurden bereits stark ausgedünnt oder ganz gestrichen.
Am Dienstag griff der Protest dann auf andere Bereiche über: Schulen, Kindergärten sowie viele Ämter und Krankenhäuser blieben geschlossen oder arbeiteten mit minimaler Besetzung. Für Mittwoch wird sogar mit einem kompletten Stillstand des Luftverkehrs gerechnet – an den Flughäfen von Zaventem und Charleroi werden keine kommerziellen Flüge erwartet, da zahlreiche Beschäftigte der Sicherheitsdienste ihre Arbeit niederlegen wollen.
Tiefe gesellschaftliche Gräben wegen geplanter Reformen
Mehrere Faktoren erklären diese Entscheidung:
- Liberalisierung des Arbeitsmarktes: Maßnahmen sollen mehr Flexibilität bringen, stoßen aber auf Widerstand.
- Einschränkungen bei Sozialleistungen: Geplante Verschärfungen beim Arbeitslosengeld werden scharf kritisiert.
- Umstrittene Rentenreform: Anpassungen zur Haushaltskonsolidierung sorgen für besondere Brisanz.
- Anstieg des Militärbudgets: Trotz Sparvorgaben steigen Verteidigungsausgaben – ein weiteres Reizthema.
Die aktuelle Koalition unter Führung von Bart De Wever, bestehend aus fünf Parteien, tut sich zudem schwer, einen gemeinsamen Kurs festzulegen. Viele Kernvorhaben sind bisher an internen Differenzen gescheitert.
Kampf um den „sozialen Zusammenhalt“ bleibt offen
Mit Nachdruck fordern die führenden Gewerkschaften in ihren Stellungnahmen ein Ende des von ihnen als „Dismantling socialer Errungenschaften“ empfundenen Kurses. Die Gewerkschaft FGTB etwa prangert das Verhalten der Regierung als respektlos an und spricht von einem tiefen Riss zwischen Bevölkerung und Politik. Bereits im Oktober hatten zehntausende Demonstranten in Brüssel ihren Unmut über die „brutalen Sparmaßnahmen“ kundgetan.
Wie es weitergeht? Noch ist offen, ob sich die Fronten verhärten oder ob doch noch ein Kompromiss gelingt – fest steht jedoch: Die politische Lage bleibt angespannt, während wichtige Entscheidungen über den künftigen Kurs Belgiens unmittelbar bevorstehen.