Neue Studie: Ozempic reduziert Hirnaktivität und Essensverlangen

ADN
Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass Medikamente wie Ozempic die neuronale Aktivität im Zusammenhang mit Essensreizen im Gehirn verringern können. Dies könnte erklären, weshalb solche Mittel das Essverhalten und das Hungergefühl beeinflussen.
TL;DR
- GLP-1-Medikamente senken zwanghafte Essensgedanken deutlich.
- Neurologische Effekte beeinflussen Appetit und Geschmackssinn.
- Weitere klinische Studien sind für den Wirksamkeitsnachweis nötig.
Medikamente gegen „Food Noise“: Neue Hoffnung im Kampf gegen Übergewicht
Die gezielte Bekämpfung obsessiver Gedanken an Essen, oft als „food noise“ bezeichnet, steht zunehmend im Zentrum der Adipositasforschung. Bei einem internationalen Diabetes-Kongress in Wien präsentierte das Unternehmen Novo Nordisk, in Zusammenarbeit mit dem Institut Market Track, neue Erkenntnisse zu GLP-1-Rezeptoragonisten wie Sémaglutide. Diese Substanzen, bekannt unter Markennamen wie Ozempic, könnten weit mehr leisten als die bloße Regulierung des Hungergefühls.
Psyche und Appetit: Veränderungen durch GLP-1-Therapien
Eine groß angelegte Befragung unter 550 amerikanischen Patientinnen und Patienten (durchschnittlich 53 Jahre alt) offenbarte Erstaunliches: Nach einigen Monaten Behandlung sank der Anteil derjenigen, die permanent an Essen dachten, von 62 auf nur noch 16 Prozent. Auch die Zeit, die täglich mit Essensgedanken verbracht wurde, reduzierte sich signifikant – von 63 auf 15 Prozent. Gleichzeitig berichteten viele Studienteilnehmer von einem gestärkten Selbstwertgefühl und verbessertem psychischem Wohlbefinden.
Nervenzellen und Geschmacksempfinden im Fokus aktueller Forschung
Vertiefende Untersuchungen aus Österreich und Deutschland, veröffentlicht in „Diabetes, Obesity and Metabolism“, bestätigen diese Trends. Über 60 Prozent von 411 befragten Erwachsenen gaben eine spürbare Abnahme ihrer Essgelüste an. Interessanterweise stellte sich bei etwa jedem Fünften eine gesteigerte Geschmackswahrnehmung ein – insbesondere für Süßes oder Salziges –, was wiederum das Risiko spontaner Heißhungerattacken zu verringern scheint. Der Endokrinologe Othmar Moser (Universität Bayreuth) betont: Die Wirkung dieser Wirkstoffe beschränke sich nicht nur auf Verdauungsorgane und Hungerzentren des Gehirns, sondern beziehe auch Geschmackssinneszellen sowie Lustzentren ein.
Noch offene Fragen – aber vielversprechende Ansätze
Mehrere Faktoren erklären diese vorsichtige Zuversicht:
- Viele Ergebnisse beruhen bislang auf Selbstauskünften;
- Zahlreiche Effekte sind noch nicht klinisch bestätigt;
- Längsschnittstudien stehen vielerorts noch aus.
Zweifellos eröffnen diese Daten neue Perspektiven für die Behandlung von Übergewicht und Adipositas – ein endgültiges Urteil über die Wirksamkeit der GLP-1-Agonisten erfordert jedoch weitere fundierte klinische Forschung.